Mit innerer Zufriedenheit ist alles schön
16. September
Gestern war gemütliches Bummeln angesagt, mittags besichtigte ich ein Schloß auf dem Berg vor der Stadt. Es war vor 100 Jahren der wohlhabendste Privatbesitz und das größte canadische Schloss. Die Bedeutung unserer Schlösser nehmen hier die Nationalparks ein.



Heute ging es dann mit Rad und Sonne auf das autofreie Toronto Island. Überall sattes Grün und blaues Wasser. Die laute Stadt in guter Distanz, und auf der anderen Seite den großen Ontariosee wie ein Meer. Die Sandstrände mit kleinen Dünen sind sehr verlockend, vielleicht kann ich am Sonntag nochmals baden. Ein Vietnamese bat mich, seine Familie zu fotografieren und fragte, ob ich deutsch wäre. Auf mein Erstaunen hin, bezog er es auf den Dialekt. Sogar in English ist die Herkunft nicht zu leugnen.



Greyhound Peterborough (4 h, ges. 164 h, Ontario)
Bei meiner Abreise versprach ich meinem fast 103-jährigen Opa Franz, seine Freunde in diesem Ort zu besuchen. Ich wollte nicht fremde Leute vorher anrufen, sondern lieber ins kalte Wasser springen. Also wählte ich willkürlich den Tag, fuhr sehr früh los, dort mit dem Stadtbus in das Wohngebiet und klingelte mit etwas Herzklopfen in einem feudal ausgestatteten Anwesen. Eine Frau öffnete, es brauchte nur einen Satz, um sich wohlzufühlen. Sie waren erst vor Minuten vom Markt gekommen und wären dieses Wochenende wieder im Ferienhaus, wenn der Mann sich nicht einige Rippen gebrochen hätte. Zu dritt tauschten wir vieles aus, riefen Opa Franz an, der aus allen Wolken fiel und hatten einen gemütlichen Tag miteinander. Ich erfuhr viele Anekdoten, Beispiele der unwahrscheinlichen Energie des Seniors, wie er bis zum 97. allein im Auto noch die 4 Std. zum Feriengebiet fuhr und sehr gerne feierte. Heute war mein erster ganzer Regentag, es war völlig egal, alles passte mal wieder. Ich hörte jetzt 2 mal wie schön das deutsche Bonn sei, man konnte nicht verstehen, dass ich noch nicht dort war. Das muss ich nachholen. Ja, und dann wieder ein Grund zur Dankbarkeit. An der Ecke der Bombenexplosion in NY war ich vor 3 Wochen fast täglich, und in New Jersey wohnte ich.

19. September
Als ich in Toronto ankam, verfehlte ich erst meine Straße und entdeckte deshalb eine deutsche Kirche. Die freuten sich vielleicht als eine aktuelle Deutsche gestern zum Gottesdienst kam. Man umringte mich, erzählte von Tübingen, Stockach, Bremerhaven .... Es ist eine Pastorin, die 2000 aus Potsdam kam und nun mit den wenigen Gemeindegliedern, die im Durchschnitt 80 Jahre alt sind, lebt. Sie wanderten alle nach dem Krieg aus und versuchen, ihr Deutschsein zu pflegen. Natürlich ist es abzusehen, wann die Kirche verkauft wird. Sie machen am Freitag einen Bazar, ich werde helfen. Eine gute Abwechslung zum Touristenleben, ich will ja auf Menschen treffen.
In meiner Volunteerzeit konnte ich nicht oft schwimmen, werde ich jetzt dafür belohnt? Wenn man auf der Insel am Ontariosee liegt, sucht man Schatten und freut sich am lauen Wasser. Die restlichen Touristen, ein paar Torontoer Senioren und ich staunen jedenfalls glücklich im eigentlich als kalt bekannten Canada. Diesen Sommer ist alles anders. Kommt man dann abends in die Stadt zurück und trifft im richtigen Moment auf die richtige Straße, sieht es so aus.



Leider kann ich euch von heute und morgen nichts Neues berichten, ich mache wirklich Urlaub.
Okay, heute habe mich ich mich wieder erinnert, dass ich auch noch Tourist bin, außerdem verdaue ich einen Sonnenbrand - Ende September. Ich konnte noch 3 Unternehmungen für die nächsten Tage buchen, dazu später mehr. Nach der xten Empfehlung ging ich dann doch auf den CN-Tower und blieb überrascht fast 3 Stunden oben. Na ja, ich brauchte schon eine halbe Std. zur Überwindung, bevor ich in 350 m auf den Glasboden ging, die Wolkenkratzer wie im Legoland unter mir.



Bei der nächsten Station in 450 m ist dann die laute Welt noch kleiner.



Abends war freie Museumsnacht, die Kunstgalerie Ontario war sehr vielseitig und interessant. In der europäischen Abteilung gab es vorrangig Portraitbilder, in der canadischen Natur. Jetzt genieße ich noch etwas die laue Nacht.

22. September
Heute ging ich in den Untergrund. Diese Riesenstadt hat eine 27 km lange, rechteckige Fußgängerpassage, genannt "Path", parallel zum Subway. Trockenen Fußes hat man dort alle Dienstleistungen, Ärzte, Essen und Einkaufen ohne Ende, voll klimatisiert und erleuchtet. Irgendwann fühlte ich mich als Maulwurf und wollte wieder in die laue Außenwelt, was gar nicht so einfach war. Schon wahnsinnig, was Menschen erschaffen und konsumieren können. Diese kleine Erinnerung an Deutschland gefiel mir am besten, Ideen muss man haben.



Die Abendstimmung am See war eine wohltuende Ergänzung. Ich bin gespannt wie morgen der Basar wird.