Zurück in Canada, fast schon heimatlich
3. September
...aber dieses einmalige Land zeigte sich gleich wieder von seiner besten Seite. Als der Greyhoundfahrer hörte, dass ich ins Gefängnis muss, ließ er es sich nicht nehmen, mich mit dem Riesenbus direkt vor die Tür zu fahren. (Normal fahren die nur in ihr Depot).
Dieses HI-Hostel ist sagenhaft urig und höhlenartig, ein sehr gelungener Umbau noch mit der alten Atmosphäre. Ganz kleine und größere Zellen, endlose Flure, sehr sauber und gemütlich. Ich habe ja schließlich auch nichts verbrochen! :-)




Mit offenen Zellentüren


Aussenansicht des Gefängnisses

Morgen ist hier im Haus eine Führung und auch in der Landeshauptstadt. Mal sehen wie sie sich von Washington unterscheidet. Ich sah schon den breiten Fluß und hörte von netten Angeboten. Also, auf zu neuen Taten!
Wirklich ein romantisches Städtchen, erinnert an das alte London oder Kopenhagen. Viel Wasser, sehr schöne Rad- und Wanderwege am Ufer, es war goldrichtig, hier länger zu buchen.



Die interessante Führung hinter den offiziellen Teil des Gefängnisses zeigte wie hart früher bestraft wurde, bis hin zum Henkerstrick. Wir waren schon etwas eingestimmt, denn nachts um 5 ging der Feueralarm los, was ich schon von London kenne. Also, raus auf die Straße, bis endlich die Feuerwehr kam, mit Axt und Vorschlaghammer. Ihr einziges Problem war, die Alarmanlage abzuschalten, wieder mal übersensibilisierte Technik.
In den letzten Tagen änderte ich meine Pläne. Es ist einfach zu lange, 3 Monate nur zu reisen, Bett, Bus, Essen ... zu organisieren und täglich neue Eindrücke zu speichern. So werde ich nun den September noch so richtig in Ostkanada genießen und meinen Rückflug auf Monatsende umbuchen. Ich habe mehr erlebt und gesehen als ich mir erträumen konnte, und in Deutschland warten besonders schöne Dinge auf mich.

5. September
Ein toller Tag, bei Hochsommerwetter am Sandstrand gebadet, dann ca 10 km am Wasser entlang gewandert, mit tollen "Augenblicken".



Immer wieder bin ich beeindruckt wie freundlich man angesprochen wird: mitten im See, im Bus, auf der Straße und heute Abend. Den ganzen Sommer gibt es jeden Abend bei Dunkelheit für 30 Minuten ein Festival of Lights. Dabei wird in allen Farben die Geschichte Canadas auf das Parlamentsgebäude mit dem Big Ben projiziert, sagenhaft. Dann laufen mehrere tausend Menschen wie im Friedens- marsch fast schweigend durch das Regierungszentrum. Das gebe ich mir jetzt mehrere Abende als Betthupferl.



Auch am nächsten Tag stand an unserem Ausgang 30 Grad, gefühlte 35. Dementsprechend bummelte ich auch nur gemütlich herum. Heute nahm ich an einer Führung durch das Parlament teil. So wird man nicht mal am Flughafen kontrolliert, ob unsere Angela Merkel wohl auch so abgesichert ist? Der Bau ist wunderschön, mit 53 Glocken und tollem Gotikbaustil. Immer neu ist es beeindruckend wie dieses Volk sein Land liebt und fast ehrt. Die Freude und Vorbereitungen für das 150-jährige Bestehen nächstes Jahr sind überall spürbar.



Nach weiteren Überraschungen sah ich um die Mittagszeit eine offene Kirchentür. Da ich gerne Kirchen anderer Länder sehe, ging ich hinein und landete in einer Andacht wie im Hamburger Michel. Obwohl es nur 10 Besucher waren, war Abendmahl und eine Einladung zu einem kleinen Mittagessen. Das war sehr familiär, ich wurde viel gefragt und erhielt neue Tipps. Eine Einwohnerin lud mich für Sonntag in einen Nationalpark in der Nähe ein. Gerade noch bevor ich in dieser Nacht abfahre, toll. So, jetzt gehe ich wieder zu meinem geliebten Lichterfest bei lauer Sommernacht.