Montag, 27. Mai 2019
Mehr Facetten als ein Diamant
Heute ist mein 4. Sonntag in diesem vielseitigen Land. Ich würde alle Tage nochmals genauso erleben wollen, dieses Staunen über so viel Unerwartetes macht mich besonders dankbar. Jeder einzelne Tag mit seinen Begegnungen war besonders, das kann nicht nur meine Offenheit bewirkt haben. Heute Morgen fiel die Subway wegen Gleisarbeiten aus, ich lief mit Koffer eine halbe Stunde und kam pünktlich zum englischen Gottesdienst. Wir waren so wenig, dass wir einen kleinen Stuhlkreis machten, richtig familiär. Der anschließende deutsche Gottesdienst war dann wieder auf ganz andere Weise persönlich und wertvoll. Wie schon vor 3 Jahren geplant, ging ich dann mit der Pastorin Katharina und ihrem fast erwachsenen Sohn für 4 Tage nach Hause. Ihr Mann verstarb in diesem Januar. Nicht nur dadurch ergaben sich sehr tiefgehende Gespräche und eine besondere Art von Verbundenheit. Mittags ein gemütlicher Spaziergang am Ontario Lake, Oase vor der pulsierenden Stadt.



Nach einem Grillabend saßen wir fast bis Mitternacht in der Gartenschaukel. Manches Schöne kann man nicht so rüberbringen, nur staunend annehmen.
Gestern war ich noch im Schlafsaal mit 14, heute habe ich mein 9. Bett hier mit Bad für mich allein. Wenn ich mir eine kleine Mahlzeit bestelle, staune ich immer was man alles in einem Wecken unterbringen kann. Leider läuft es unten raus, wenn man oben reinbeißt, was oft auf den Hosen Spuren hinterlässt. Mir wird zum Glück immer wieder eine Waschmaschine angeboten, alles kein Problem.

Dann folgte ein erholsamer Tag in einem Park mit ganz besonderen Bäumen und Flieder soweit das Auge reicht. Der See tritt hier zum Teil über die Ufer durch die starken Regenfälle der letzten Wochen. Ob ich wie geplant am Wochenende auf die Insel kann, ist noch offen.



Bei Regen und Kälte gab es heute einen gemütlichen Haustag. Man macht es sich dann einfach gemütlich.

30. Mai 2019
Nach der Rückkehr in mein HI-Hostel eroberte ich die Stadt heute kreuz und quer mit Subway, Street cars und Bussen. Hier ist auch die längste Straße der Welt, Yonge Street, 86 km. Im Westen ist ein herrlicher Sandstrand mit netten Parks im Hintergrund. Die Reste der kürzlichen Überflutung sind noch zu sehen.



Wildtieren begegnet man hier nicht, dafür treten einem diese Nager fast auf die Füße.



Ich erlebte auch sehr hautnah, wie man in der rush hour in die U-Bahn gepfercht wird, auch dabei entspannt ein Lächeln. Abends war dann noch ein Treffen mit meiner Gastgeberin und sämtlichen deutschen Gemeinden hier zu Himmelfahrt. Die Minderheiten pflegen das Miteinander sehr. Ich holte mir noch die nötigen Infos für meine Radtour am Samstag und staunte wie voll die Straßen noch um 23 Uhr waren, obwohl hier kein Feiertag war. Morgen wartet wieder ein froher Tag auf mich mit der Bekannten, die mich letzte Woche zu den Niagarafällen fuhr. So, jetzt kümmere ich mich noch um den Schnarcher über mir und dann Gute Nacht.

Am nächsten Tag trafen wir uns wieder am Stadtrand und machten eine lange, gemütliche Wanderung zwischen Natur, Tierwelt, übervollem Ontario Lake und Wolkenkratzern. Wir entdeckten unzählige Kleinigkeiten, erörterten so manchen Widerspruch und hatten viel Spaß.



Seht ihr die Schildkröte, der Schwan putzte sich ausgiebig und zeigt nun seine Engelsflügel.





Einkehren und Shoppen kamen auch nicht zu kurz. Es erstaunt mich immer wieder wie viele Gedenkstätten es in Nordamerika gibt und wie sie geachtet werden. An markanten Stellen steht öfter ein kreativ gestaltetes Symbol.




Donnerstag, 23. Mai 2019
Toronto, ich komme !
23. Mai, 2019
Es war ein guter, wenn auch öfter ziemlich turbulenter Flug von 4,5 Std. Diesmal ging es ja gerade durchs Land. Zuerst verschwand das meerumrundete Vancouver langsam, dann lange die Rockies von oben, Sascatchewan mit seinen endlosen Weizenfeldern (versorgt vor allem China damit), lange eine weiße Wolkendecke mit viel Wind und dann die pulsierende Stadt.





Im Flughafen läuft man schon fast 20 Minuten zur Gepäckausgabe, trotz Laufbändern, dann nochmal so lange bis zum Zug in die Stadt.
So werfen sie die Koffer herum, s. Hand des rechten Mannes.



Ich musste mich schon kurz auf den Trubel einstellen, konnte aber gleich 2 Frauen weiterhelfen, durch meinen mitgebrachten Stadtplan. Ein "Sausage German" am Straßenrand schmeckte gar nicht deutsch. Das HI-Hostel ist wieder ein Glücksgriff, hier war ich auch schon vor 6 Jahren. Eine sehr nette Mitarbeiterin aus meiner Einrichtung damals zog hierher. Sie lud mich gleich für morgen zu einem Ausflug ein. Ja, diesesmal ist es schon besonders schön, was ich erleben darf.

Am nächsten Morgen
Vor der ersten U-Bahnfahrt habe ich in solchen Städten immer Respekt, bis ich die Strecken und die Handhabung kenne. Es klappte alles, wir trafen uns pünktlich am Stadtrand. Während der 140 km zum Weinstädtchen Niagara on the Lake und zu den Fällen hatten wir viel zu erzählen und zu lachen, weil ich ja in den 3 Wochen viele Bekannte traf, die Ann Marie vor einem halben Jahr zurück ließ. Die meisten Menschen kommen nie an diesen besonderen Ort und ich schon zum dritten mal. Das machte mich neu dankbar, auch wenn die Sonne sich schon bald verabschiedete. Heute hat Königin Victoria ihren 200. Geburtstag, deshalb die historischen Gewänder. Mein Koffer konnte nicht mithalten.



Überall die tollsten Blumen und besondere Vögel. Wenn diese Art fliegt, sind die Flügel so bunt wie ein Schmetterling.





Die bombastischen Fälle waren ziemlich im Nebel, deshalb wanderten wir nach oben, wo sie im Erisee entstehen. War beeindruckend und fast ohne Touristen.



Wir hatten so viel Spaß miteinander, dass wir uns nächste Woche nochmals treffen. Als ich nachts wieder hier ankam wurde mir klar, welche 4 Dinge zum Überleben bei einer solchen Reise nötig sind: Kreditkarte, Pass, Handy und der jeweilige Stadtplan.

25. Mai 2019
Ich liebe ja die vorgelagerte Insel so sehr und wollte nach der kurzen Fährentour dort radeln. Aber es regnete heute Morgen, und ich sah zum Glück ein Angebot des Hostels. Heute ist Open Door Day, den erfand man in Europa. Alle öffentlichen Gebäude sind da zugänglich und auch besondere Privathäuser. Es gab eine 5-stündige Stadtführung, die für uns 12 sehr persönlich und lohnend war. Die Insel muss bis nächste Woche warten.





Morgen gehe ich in die deutsche Kirche hier, von der Pastorin aus Potsdam wurde ich ja schon vor 3 Jahren in ihr Haus eingeladen und werde nun bis Himmelfahrt dort sein. Also wieder ein paar wohlbehütete Tage. 😄



Mittwoch, 22. Mai 2019
Endlose Weite und unzählige Erfahrungen
21. Mai 2019
Das war wieder ein Tag. Wir fuhren nach einem bombastischen Frühstück fast 1000 km nach Hause. Meinen Eindruck von langen, geraden Straßen kann ich vergessen. Das trifft zwischen großen Städten zu, aber nicht quer durch die Landschaft. Es war Schweiz pur, einmal ging es fast 2 Stunden auf einer Passstraße nur bergab.



Oft geht es an Felshängen vorbei, die herabfallenden Brocken sammeln sich im angelegten Graben unten, das Gegenteil unserer Leitplanken. Überall Wildwechselschilder vieler Tierarten, die sich jedoch nicht zeigen. Die grasenden Schwarzbären konnte ich bei dem Tempo leider nicht fotografieren. Es gab bei unseren ca 4000 km keine kritische Situation, obwohl ich öfter meine imaginäre Bremse als Beifahrer drückte. Die Fahrer hier nehmen es gelassen, oft viele Stunden. Ich kann mir nicht vorstellen wie das im Winter geht, vorrangig mit Automatikwagen.
Wir machten natürlich wieder nette Pausen. Lunch gab es bei einer 92-Jährigen, die ich auch von früher kannte. Sie lebt noch allein und bearbeitet einen nicht zu kleinen Garten. Als Kind kam sie mit ihrem deutschen Vater aus Moskau hierher.



Wir fuhren auch durch Obstplantagen, Weinberge in der Ebene und besuchten in einer Wüstenlandschaft ein Museum.



In friedlicher Abendstimmung kamen wir wohlbehütet wieder nahe Vancouver an



Nach den vielen Besuchen verstehe ich jetzt endlich warum man hier lächelt, wenn ich z. B. Blumen mitbringen möchte und "typisch deutsch" sagt. Die Canadier verwöhnen ihre Besucher total, ganz selbstverständlich und geben manchmal auch noch etwas mit. Sie wissen jedoch, dass sie in anderen Häusern genauso viel Gastfreunschaft erleben werden.

PS.: Der ist noch verrückter als ich.



Heute war mein letzter Tag hier, jeder Tag ist anders. Ich besuchte 3 vertraute Menschen, die ich von Deutschland her fast 50 Jahre kenne. Es ist schon bewegend, wenn man sieht wie sich das Älterwerden auswirkt, was man bei sich selbst gerne übersieht. Außerdem fällt mir der Abschied von hier morgen nicht leicht, weil ich einige vertraut gewordene Menschen nicht mehr sehen werde. Die emails, die ich von ihnen bekomme, machen es nicht leichter. Das Leben hat so viele Facetten....Dann haben wir noch unser treues Auto gewaschen und ich meine Wäsche. Fast ein bisschen Alltag.

Ich freue mich natürlich auch wieder auf Toronto, weiß genau was ich machen möchte und dass 2 Menschen auf mich warten. Ein Flieger kann am besten bei der inneren Umstellung helfen.