Auch daheim wird es nie langweilig
26. Juni 2015
Opa Franz wartete schon lange wieder auf meinen Besuch. Heute wirkte er topfitt. Wir diskutierten rege auf der Terasse. Zum Schachpartner baute er eine kleine Freundschaft auf, und sporadisch werden Mitbewohnerinnen zu seinen canadischen Filmen eingeladen. Hahn im Korb zu sein scheint jung zu halten. Den nächsten Ausflug hatte der Senior bereits fertig geplant. Er möchte mit dem Katamaran nach Konstanz fahren, dort mit mir essen und dann gemütlich den Tag ausklingen lassen. Wird gemacht! Lächelnd fügte er hinzu: "Ich muss alles so genießen, als ob es das letzte Mal wäre." Nach meinem Abschied freute er sich auf zwei Spiele der Frauen bei der Fußballweltmeisterschaft in Canada.
3. August 2015
Heute waren 32 Grad, so dass wir unseren Plan etwas änderten. Opa Franz, wollte Schiff fahren, bei der Hitze nicht weit laufen, ein kühles Bier trinken, gut essen und noch bei Tageslicht zuhause sei. Ich war sehr froh, dass mein spontanes Planen so gut klappte, weil er zunehmend wackeliger läuft. Also fuhren wir an eine kleine Anlegestelle nach Nonnenhorn, dort kam gerade ein großes Linienschiff, und wir glitten gemütlich im Schatten mit Bewirtung nach Bregenz. Ich bat den Stuart, die Pause bis zur Rückfahrt im Schiff bleiben zu können. Er war uns schon beim Einsteigen behilflich und fragte wie man denn 101 werden könnte. Da kam natürlich wieder Canada ins Spiel, er rannte lachen hinaus und holte den Steuermann, einen Canadier. Der unterhielt sich in der Pause fröhlich mit meinem Senior, der wieder mal im Mittelpunkt stand.
Opa Franz schwelgte im Glück, jetzt muss sein Sohn die Fahrt mit ihm wiederholen. :-) Nach längerer Gasthaussuche wegen Ruhetag oder Überfüllung ließ er sich zufrieden zuhause in seinen Sessel fallen. Nun wartet er auf das nächste wöchentliche Schachspiel. Obwohl es für mich heute anstrengend war, hätte es nicht besser sein können.
September 2015
Die Schifffahrt mit dem Sohn klappte nicht, dafür fuhr Opa Franz jenseits von Hundert mit seinem 85-jährigen Schachpartner zum Bodensee. Er erreicht eben seine Ziele. Beim letzten Besuch sprach er viel über die letzten Dinge, freute sich aber auch auf den baldigen Besuch seiner canadischen Freunde.
hildewilske am 28. Juni 15
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Weil Canada so weit ist, mal kurz nach London
13. Juni 2015
Nach einem kurzen und sehr vereinfachten :-) Flug mit Ryanair tauchte unsere kleine Gruppe in der Metropole unter. Trotz gutem Miteinander liegt mir das Alleinreisen mehr. Egal, wir haben in unserem Kursleiter als gebürtigem Engländer einen Superguide und Organisator, der uns hinter die Touristenattraktionen führt. So begannen wir heute in King's Cross, dem Ursprung Londons. Die Erklärungen eines Insiders sind das Sahnehäubchen, so dass 5 Tage viel zu kurz sein werden.
2 Tage später
Viele neue Erfahrungen für mich. Seit langem bin ich wieder mal die Jüngste in einer Gruppe. Wir sind immer über 12 Stunden unterwegs, sehen sehr viel, rennen oft hinter unserem Engländer her in einen der unzähligen Busse, U-Bahnen oder Stadtteile. Manches bekommt kein gewöhnlicher Tourist zu sehen. Ein Erlebnis besonderer Art war, dass heute Morgen um 6 der Feueralarm durch das ganze Hotel dröhnte und über 300 Schläfer auf die gegenüberliegende Straßenseite zum ausgewiesenen Sammelpunkt rannten. Ich war im 3. Stock, dachte nur an eine gesunde Rückkehr und stand dann mit als Erste nur im Nachthemd und barfuß zwischen den notdürftig Angezogenen. Nach einer halben Stunde gab die Feuerwehr Entwarnung. Ein Trottel hatte wahrscheinl. den Feuermelder eingeschlagen. Nun habe ich den Spitznamen "Sterntaler". Als letztes sahen wir heute noch das Theaterstück " Big Brother is watching you" von George Orwell, was super inszeniert war, aber ziemlich an den Nerven zehrte. Ich finde es hier etwas unübersichtlicher, viel hektischer und voller als in Nordamerika, trotzdem sehr vielseitig interessant und lustig, oft schütteln wir uns vor Lachen.
3 Tage später
Wohlbehalten zurück in D. Doch was war alles inzwischen passiert: Das Touristendasein ging prima weiter, das Lachen wurde immer herzhafter, das Miteinander enger und die Überraschungen größer. In der Nacht vor dem Rückflug schrillte um 2 wieder der Brandallarm durchs Haus. Wieder alle zum Abzählplatz. Ich warf mir diesmal etwas über, der Mann neben mir war nur in ein Duschtuch gewickelt. Die geduldige Feuerwehr stellte einen Kurzschluss fest. Als wir um 5 morgens zum Flughafen fuhren, war unsere Eincheckzeit kurz bemessen, aber ausreichend - doch unsere Letzte kam wegen eines falschen Buchstabens im Namen nicht durch. Ärger, Gerenne zum Gate, Koffer wieder holen, uns ausrufen lassen und finden, neu buchen, viel später bei Karlsruhe landen, Zugfahrt und mehrere Taxen, vom Nachtwächter am geschlossenen Airport Memmingen durch das Stacheldrahttor die notwendigen Ausfahrtchips erhalten, Autobahn und nach Mitternacht immer noch fröhlich und erfüllt daheim. So eine Reise wollen wir alle wieder machen.
PS.: Nach dem Zwischenfall merkte ich, dass auf Pass und Flugschein mein Vorname sich in mehr als einem Buchstaben unterschied - ich kam dreimal damit durch und war wieder mal sehr dankbar.
hildewilske am 02. Juni 15
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Altwerden kann schön sein
17. Februar 2015
Da die Bauernkinder wissen wollten wie es ihrem kleinen Kater bei einer "steinalten" Frau ginge, war wieder ein Besuch fällig. Ich traf eine rundum gut versorgte, mit allen tierärztlichen Notwendigkeiten behandelte, selbstbewusste, ausgewachsene Katze an.
Noch mehr erfreute mich Oma Klara. Zufrieden erzählte sie schöne Erfahrungen der letzten Monate, vor allem genieße sie, nie mehr alleine zu sein und wenn ihr ein weiches Fell im Bett den Hals wärme. Eine bessere Bestätigung konnte ich mir nicht erträumen. Die Seniorin freut sich auf den nahen 101. Geb., wünscht sich Rehbraten und hofft, dass bald wieder die Gartenarbeit beginnt. Diese wird sie wie den wöchentlichen Hausputz auf Knien verrichten. :-)
PS.: Habe gerade was Tolles entdeckt, leider unerreichbar für mein Hobby. :-( Schaut selbst mal: "www.web.de/magazine/wissen/109-jaehriger-australier-strickt-pullover-pinguine-30440600
29. April 2015
Als ich heute nach längerer Zeit wieder zu Opa Franz kam, war er unerwartet fitt. Nach einem schweren Fall in seiner Wohnung und wochenlanger Schmerztherapie sprühte er vor Tatendrang. Beim ritulen Procedere wie bei Dinner for one lebte sein Canadaesprit so richtig auf, mit vielen Fragen zu meiner zurückliegenden und nächsten Reise. Und das alles nicht ohne Witz und Charme. Über die Mitteilung, dass das Leiterehepaar meines Arbeitsplatzes in Vancouver im September mit mir in D. Urlaub machen wird, freute er sich, ohne erstaunt zu sein. Entfernungen, für Canadier kein Problem, seine Freunde kommen jährlich. Als Wunschlokal bevorzugte der Hochbetagte diesmal ein indisches, mit Lammmenü. Dabei teilte er verschmitzt mit, was er sich in den ihm verbleibenden Jahren noch gönnen möchte. Auch seine kritischen Äußerungen zum Werteverfall sind sehr aktuell und fundiert. Mit Stolz berichtete er vom endlich gefundenen Schachpartner, erstes Spiel verloren, aber noch ausbaufähig. Nächstes Ziel - Bodenseeausflug! :-)
1. Juni 2015
Nach frohem Begrüßen war Opa Franz auch heute wieder ein sehr zuvorkommender Gastgeber, schon ganz schön eingespielt! Dann gings an den Bodensee. Es war genau der richtige Tag: Sonne, Wind, viele Schiffe und wenig Touristen - ein Geschenk. Er erklärte mir einzelne Bäume, erzählte von seinen Segeltouren und konnte alles froh genießen. Ob mir das wohl auch mit 101 vergönnt sein wird? ;-)
Beeindruckend war wieder, wie schnell der verschmitzte Greis am Gasthaustisch Kontakt bekam. Mit einem Piloten und seiner Frau tauschten wir Erfahrungen von Nordamerika aus, schnell war er wieder der Hahn im Korb. Ein Fußballspiel im Fernsehsessel beendete seinen vollen Tag.
hildewilske am 17. Februar 15
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