Sonntag, 11. August 2013
Zurück in den bekannten Süden
Beim herzlichen Abschied erinnerte mich die Besitzerin der Ju'herberge mit ihrem Morgenrock, in ihrer Museumswohnung und den 2 dicken Möpsen wieder an Queen Mum. Enttäuschend war, dass statt meines Fahrers der zittrige "Taubstumme" vom Beginn der Reise am Steuer saß. Ein vor 15 Jahren aus Stuttgart eingewandertes Paar hellte die Stimmung auf. Hannelore neben mir erzählte begeistert von ihren Kayaktouren durch sämtliche Flüsse Canadas, Amerikas, Alaskas und Europas, dabei gab sie auch mir weitere Tipps. Sie wusste auch, dass wenige Wochen vor meinem Besuch im Denalipark ein Grizzly einen Mann getötet und ...hat. Es war wohl Leichtsinn, der Bär wurde wegen seiner mutierten Nahrungssuche gleich erschossen. Im mittleren Canada gibt es in den Wäldern wohl Pumas, die sofort angreifen. Die beiden Grenzbeamten mitten im Nichts weit vor Dawson City leben mit ihrer Familie immer dort. Kommt das erste Kind in die Schule, muss die Stelle gewechselt werden. Die Übernachtung bei dem urigen Deutschen in seinem noch eigentümlicheren, stromlosen Gelände wurde beeindruckend. Er hat sich in 20 Jahren alles selbst gebaut, arbeitet dort 5 Monate und macht dann 7 Monate Urlaub, wo es ihm gefällt. Es liegt direkt am Ufer des Yukon gegenüber der Goldgräberstadt mit 24-stündigem Fährbetrieb. Ich schlief in einer großen Holzhütte für ca. 10 Personen alleine, nebenan beengt mehrere Motorradfahrer.



Bei der Abfahrt hatte mein Fahrer wieder eine besondere Nachricht. Die anderen Personen hätten abgesagt, er dürfe mich alleine nicht die 700 km nach Whitehorse fahren, in 3 Tagen sei die nächste Tour. Aber ich hätte Glück, da er am Ziel 6 Leute abholen müsse, könnten wir trotzdem fahren. Dass ich sonst meinen gebuchten Greyhound versäumen würde, war nicht wichtig. In vielen Jahren fuhr er erstmals nur mit einem Kunden, wieder war ich dankbar. Bald sah ich direkt am Straßenrand auf Augenhöhe einen großen Schwarzbären. Es war gegenüber eines Rastplatzes, es schien als warte er auf das Überqueren zu den verheißungsvollen Mülleimern. Bis mein Fahrer mich brüllen hörte, war es für ein Foto zu spät, zum Wenden war kein Platz. Die Fahrt war wieder sehr schön sonnig, oft entlang des glitzernden Yukon.



Wir sahen in der Ferne mehrere Waldbrände, man lässt das Feuer einfach, bis es an einer Straße oder am Fluss stoppt. Dann wächst neuer Wald zwischen den verkohlten Stangen nach. Es gibt hier unendlich viel Niemandsland, jeder kann sich seinen Holzbedarf einfach holen, dafür ist nichts kultiviert außerhalb bewohnter Gebiete. Mein Nebensitzer jammerte oft wegen seiner Erkältung, aber er fuhr gut und teilte sogar am Schluss Blaubeeren mit mir. Hier angekommen, ging ich wieder zum Fischessen, der mir in D. nie so gut schmeckte. Morgen werde ich mich auf die Holzterrasse über dem Yukon setzen. Da weht eine leichte Prise und durch die starke Strömung ist es ein richtiges Schifffahrtsgefühl. Jetzt weiß ich auch warum hier so viele Deutsche sind. Condor fliegt Frankfurt - Whitehorse direkt. Dann mieten die Leute ein Boot und nehmen den Yukon gen Alaska, ohne etwas von Canada gesehen zu haben. Normalerweise gibt es hier oben Massen von Moskitos - in diesen Wochen ist es zu heiß dafür, wieder eine gute Fügung für mich. Am Montagabend beginnen dann wieder die 44 Greyhoundstunden durch die schöne Bergwelt nach Vancouver.
Vorher sollt Ihr aber noch 1 Bild erhalten. Ich ging heute Abend zu einem Lebensbildvortrag in eine Indianerkirche. Wir waren nur 3 Gäste, beim Kaffee anschließend erzählten sie mir viel von dieser Gegend. Der Bischof hat einen enormen Bauch, wie viele inCanada und USA. Leider konnte ich ihn nicht seitlich fotografieren.




Donnerstag, 8. August 2013
Erholung und viele Eindrücke
Auf der Fahrt zu den heißen Quellen waren wir nur vier Teilnehmer, es war wieder sehr individuell. Erschreckend waren die vielen verkohlten Wälder. Durch die große Trockenheit in diesem Land brennt es wohl sehr oft und alles bleibt so stehen. Wir sahen mehrere Elche in kleinen Teichen stehen und machten einen Abstecher zu der Alaska-Pipeline. Sie wurde mitte der 70er gebaut, ist über 1300 km lang, von den Pumpstationen im Nordmeer bis zum Frachterhafen im Süden Alaskas. Oft verläuft sie unterirdisch, aber auch lange so wie hier.



Am Ziel besichtigten wir zuerst das berühmteste Eismuseum mit Werkstatt, Hochzeitskapelle und Eishotel (400 € pro Nacht für ein kuscheliges Eisbett). Für den längeren Aufenthalt bei Minusgraden bekamen wir einen warmen Parker, unsere nackten Füße konnten kneipen, endlich mal ein Alaskagefühl.



Die heißen Quellen sind so warm, dass es in der Mitte des Pools geradezu weh tat. Schwimmen war gestern mein falsches Wort, es war im Wasser liegen, Massagedüsen, beschirmt von Sonnenblumen und Brunnenkresse als Salat vom Beckenrand. Wenig Besucher und kein Außenpool für unter 18- Jährige garantierten eine absolute Ruhe. Immer wieder erzählen mir Amerikaner von ihrem Militärdienst in D. in den 50er / 60er Jahren.





Dafür, dass ich heute Morgen nicht wusste, was ich am letzten Tag hier mache, wurde es ein Supertag. Die geplante Zugreise wurde für mich zu umständlich ohne Auto. Nach zwei kleinen Museen war ich lange im Touristenzentrum. Von mehreren Leuten bekam ich viele Infos. Der Goldrausch spielte auch hier eine große Rolle.



1967 war die Gegend total vom Fluss überschwemmt, der Bau der Pipeline vergrößerte den Ort sehr, und im August regnet es fast immer - dieses Jahr ist meine Ausnahme. Die Hundeschlittenrennen finden jährlich als großes Preisspektakel von hier nach Dawson-City statt, wo ich morgen übernachten werde. Das sind für die Hunde querfeldein 1000 Meilen, 1600 km. Beim Schwitzen heute wissen die Einwohner, dass es bereits in 8 Wochen schneit. Eine Frau findet das nicht schlimm, man muss nur vorbereitet sein, sie geht dann nie ohne Stirnlampe aus dem Haus. Leider sind hier und in Canada sehr viele Leute bunt tätowiert, vom Handgelenk bis unter die Achseln, überall, ganze Lebensläufe. Im Touristenzentrum sah ich Dokumentationen und ein Supervideo von einem der 30 Jahre in der freien Natur lebte. Es sind ganz tolle Aufnahmen von dem, was ich nicht sehen konnte, habe das Letzte für uns Zuhause kaufen können. Spontan ging ich in ein Restaurant, der fangfrische Lachs schmeckte wirklich nach Alaska. An der Bushaltestelle wurde ein Mädchen bewusstlos (ich schätze 14 J). Eine Frau stoppte mich, wir könnten nicht helfen. Sie rief eine Stelle an, die solche Leute 12 Std. in eine Ausnüchterungszelle bringt. Die Zimmer der Jugendherbergen sind übrigens seit Whitehorse gemischt. War gewöhnungsbedürftig, aber nachts sind ja alle Katzen grau. Hier bin ich mit 2 Männern, die sich nicht besonders verstehen, aber beide mich verwöhnen: mit Tee, Tipps, Freikarten und sehr guter Ordnung. Gerade kam noch ein Ehepaar aus England ins Zimmer, die lachen sehr gerne. Heute Abend ist hier im Aufenthaltsraum ein kleines Konzert. Ein Nachbarskind spielt Harfe.



Das war wieder ein tolles Erlebnis. Nach dem Kind saßen die urige Besitzerin und ich mit 4 Meisterfotographen (aus Heidelberg, Pfortsheim, Dresden und Cina) im Wohnzimmer unter dem Ventilator bei Eistee mit Erdbeeren. Die Männer waren bei einem Kongress an der Uni und zeigten uns ihre Superfotos. Nun muss ich mal wieder packen, morgen beginnt die lange Rückreise.



Montag, 5. August 2013
Die Überraschungen sind ohne Ende
Ich glaube, das war ein besonders gut gefügter Tag für mich im Denalipark am Ende der Welt. Ich fühle mich nun schon fast 3 Monate wie ein Puzzle, in dem jedes Teil sofort passt. Als ich heute los fuhr, erzählte mir die Besitzerin hier, dass in Dawson City (da muss ich bei der Rückreise übernachten - Touristengoldminen) ein Deutscher eine Jugendherberge hat. :-) Merkt Euch den Satz, ich mache da am Tagesende weiter. Am größten Nationalpark war alles total weitläufig, nur Wald und wenig Touris. Ich fuhr erst mal mit dem Shuttlebus die Außenstellen ab und merkte, dass es total schwierig ist, ohne Auto, alleine zu Fuß und ohne Zelt oder Bett etwas zu sehen. Vorher zu buchen ist noch schwieriger, weil ich ja nicht abschätzen kann wie ich abends dorthin komme. Ich hatte meine Zahnbürste zwar dabei, aber dachte schon daran, in 2 Stunden mit dem Zug zurück zu fahren. Dann ging alles ganz schnell, nachdem ich eine Strategie hatte. An der richtigen Information besorgte mir jemand nach 3 Entmutigungen dieses tolle Übernachtungshäuschen mit 4 Betten, Schreibtisch und Bildern an der Wand, Geborgenheit pur.



Allein und ohne Auto kann man sich in dieser Naturwelt natürlich nicht bewegen. Ein Bus fuhr uns 6 Stunden durch diese Berg- und Waldzauberwelt, das war nur die Hälfte der Strecke. Atemberaubende Passsträßchen, Bergbilderbuch, Wolkenspiele, Wald, Wasser und Tiersuche nahmen uns gefangen.





Leider waren die Karibus, Elche und Bären sehr weit weg. Es gibt dort wohl 1000 Wölfe, die zu scheu zum Zeigen waren. Von den 350 Grizzlys sahen wir 6 so klein wie Streichhölzer, da brachte mein gutes Tele auch nicht mehr.



Die Erklärungen an den Stationen waren ein kleiner Ersatz. Wie zum Hohn zeigte uns ein Wildhüter auf dem Handy wie Grizzlys nachts an der Stelle in sein Fenster schauten. Der Mt. McKinley hatte sich erst versteckt, an der besseren Stelle versperrte Rauch von einem entfernteren Waldbrand die Sicht. Dennoch war alles beeindruckend und sicher. Ich werde noch mit dem Zug in ein Bergdorf nördlich von Anchorage fahren, vielleicht klappt es dann.
Kurz vor 10 nachts bei Tageslicht wartete ich auf meinen Bus zur Pension und sprach mit einer Rucksackreisenden. Wir erkannten uns nach 3 Sätzen als Deutsche, sie macht ungefähr meine Tour.
:-) Und jetzt geht es an der Stelle von vorne weiter. Sie war in der deutschen Jugendherberge und schrieb mir mitten im Nirgendwo die Daten auf, die ich brauchte. Es soll dort total urig sein, ohne Strom, eben wie zur Goldgräberzeit vor 120 Jahren.(Puzzleteil) Ich bin ja schon vorsichtig beim Essen und bestellte mir das kleinste Frühstück, was nach Pfannkuchen klang. (Die amerikanische Wurst ist nichts für mich, auch wenn sie canadischer Bacon heißt). Was dann kam, sah so aus:



Vier ca 2 cm dicke Pfannkuchen, nach 1 1/2 wurde mir leicht übel. Ahornsirup und Kaffee ohne Ende waren gut. Ich konnte meinen Busfahrer erreichen, der auf der Rückfahrt von Anchorage mich gerne wieder an Bord nahm. Er konnte seine Schicht auch so einteilen, dass ich am Freitag die 8 Stunden bis zum Buswechsel bei der deutschen Übernachtung wieder mit ihm fahren kann. Es ist einfach schön, die richtigen Menschen finden zu dürfen. So, morgen fahre ich wahrscheinlich zu den heißen Quellen und entspanne mal wieder.
Die Badetour klappt erst einen Tag später, also bin ich heute erst mal gewandert und war mittags im Museum mit vielen Eindrücken dieser Gegend. Dort hatte ich eine nette Begegnung mit einem Paar von der Rundfahrt im Denalipark. Zwei Sitten finde ich in Alaska sehr schön. An allen Ecken und Aufhängemöglichkeiten sind übermäßig viele Blumen gepflanzt, um das bisschen Sommer auszunutzen. Wenn man aus einem Bus steigt, bedankt man sich beim Fahrer, und der wünscht einen guten Tag. Ich habe sehr das Klatschen nach der guten Landung im Mai vermisst und will mich bessern.

MITTWOCH, 7. Aug. - Heute ist ungefähr die Mitte meiner Zeit erreicht, in der mir die ganze Welt zu gehören scheint. Zwei Träume musste ich leider begraben: Die Grizzlys und Wölfe sitzen hier nicht am Straßenrand wie die Affen im Affenberg in Salem. Auch der Erinnerungsstein vom höchsten Berg ist unerreichbar, wäre nur durch einem Panoramagletscherflug möglich. Dafür bin ich ganz schön unabhängig geworden, besitze jetzt ein Verzeichnis der Jugendherbergen in ganz Canada und von allen Stellen der USA, die ich noch brauche. Alles läßt sich einfach mit Skype buchen. Die Besitzerin hier war sehr erfreut, als ich mit meinem Stempelheft ankam. 20 Jahre hat keiner mehr nach diesem Andenken gefragt, sie suchte ihren Stempel für mich 2 Tage lang. So jetzt geht's endlich zum Schwimmen.