Auf der Straße zuhause
Greyhound nach Bozeman/Belgrade
(23 h, ges. 83 h, Montana)
17. August
Die lange Fahrt ging durch mehrere Staaten und Landschaften. Man begegnet dabei interessanten Menschen, z. B. 2 Irinnen. Sie machen genauso verrückte Touren wie ich, wir genossen einen kleinen "nap" auf einer Wiese während eines Aufenthaltes. Montana ist das Gegenteil von der SF-Gegend, verschlafen, viel grüner, mit Weite und Bergen. Mir fällt immer wieder das Lied "Caroline" ein: In Montana, in den Bergen, steht ein Haus am Waldesrand .... Man kann sich die reitenden Indianer so richtig vorstellen.
So, jetzt lebe ich mich ein, werde Schlaf nachholen und mich dann zum Yellowstone auf den Weg machen. Ich hörte wieder viel von den großen Waldbränden in Californien, den Überflutungen durch den Mississippi auf einer Fläche der Größe Italiens und der Hoffnung auf Trump, dessen Versprechen sehr geglaubt wird.
So einfach war es dann doch nicht, ich bemühte mich den ganzen Tag rechtschaffen, eine Bustour zum Y. für die nächsten Tage zu finden und nicht alleine ein Auto zu mieten. Erfolglos, weil alle Ansagen der Mitarbeiter in SF falsch waren oder nur im Winter gelten. Vor meinem Krisenplan für morgen war mir selbst schon Angst. Beim Zähneputzen begegneten mir zwei neue Frauen, die ich auch gleich fragte. Und? Sie fahren morgen zum Y. und waren erfreut, das Erlebnis mit mir zu teilen, das an unserer eigenen Haustür wieder endet. Toll, morgen mehr! So, jetzt darf ich endlich nach Busnächten und Ärger ins Bett und sogar mit dem Bewusstsein, wieder ein Geschenk des Himmels erhalten zu haben. :-)

19. August - Yellowstone, Wyoming
Die Frauen entpuppten sich als Canadierinnen meines Alters, mit eigenem Auto, großer Unternehmungslust, bestens vorbereitet und einer sehr netten Ausstrahlung. Wir brachen früh in leichtem Regen mit Nebel auf, beides wich bis zur Ankunft einem strahlend blauen Himmel. Meine Eindrücke kann ich nur anreißen. Eintritt wurde in diesen sehr aufwändig zu sichernden Park nur fürs Auto verlangt, mit dem man dann auch 100 bis 200 km durch Wälder und Berge fährt. Ranger geben wichtige Tipps und Informationen, dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Man läuft auf erhöhten Bohlenwegen (wie auf Amrum), unter einem schillert der poröse Boden in allen Farben, es blubbert, dampft und zischt, Geysire mit fast 100 Grad C und Erdöffnungen der Superlative sind überwältigend, zeigen aber auch die Gefahr unter der Erdoberfläche auf. Immer wieder bricht der Boden auf und muss abgesichert werden.





Alle 70 min. steigt die Fontäne am "Old Faithful" auf, dieses Wunder solltet ihr im Netz betrachten.



Der Canyen mit Wasserfall, wieder eine völlig neue Dimension, die das Größenverhältnis Mensch und Natur klarstellt.



Die "Hot Springs" zeigen wie über Äonen neue Formationen entstehen und sich verändern. Die Holzpfade ermöglichen ein ausgedehntes Wandern auf zig Ebenen, sofern man die Zeit hat, im Park zu übernachten.



Das ist nur ein kleiner Teil der Wunder. Man begegnet auch Wildtieren wie Bison und Elch, Wolf und Bär halten sich vom Rummel fern. Ich kann meinen canadischen Freunden nur raten, sich dies nicht entgehen zu lassen, denn für mich hätte sich die lange Reise schon allein dafür gelohnt. Als ich dann abends meinen Teil der Fahrtkosten betragen wollte, kam eine Umarmung, mit dem Argument: "Wenn du in D. Canadier triffst, mach es bitte genauso, es war uns ein Vergnügen!" Das ist mir schon sehr vertraut. Vielleicht war das der eindrücklichste Tag meiner langen Reise, mit dem Wunder der Farben und der Haltung der Menschen. Die Schöpfung ist unbegreiflich.
Nun habe ich noch zwei Ausruhtage hier, mit Gottesdienst, Waschmaschine, Stadtführung, lesen ...., bevor am Montagnacht meine längste Tour nach NY beginnt. Von hier aus kommt man nur über Vancouver nach Canada, ein Riesenumweg, also erst NY. Das Landesinnere ist in beiden Ländern nicht so interessant. Auf die Ostküste freue ich mich auch wieder. Montana wird als Treasure State bezeichnet, weil auch hier die Weißen nach der Ausrottung der Indianer im Goldrausch untergingen. Heute zählen zum Glück andere Schätze wie vor mir an der Wand zu lesen ist: "The world is a book and those who do not travel only read a page." St. Augustine