Donnerstag, 20. Februar 2014
Hurrah, wir leben noch !
18. Februar 2014
Meine drei Monate in D. waren sehr ausgefüllt mit Eingewöhnen, Pflege von Vertrautem und Neuem (z. B. wertvolle Babyerfahrungen), englischem Mailverkehr und immer wieder etwas Fernweh. Mir fehlten irgendwie die alltäglichen Abenteuer. Das hat sich heute geändert: Ich fand einen, der noch begeisterter von Canada ist als ich. Aber schön der Reihe nach. In der Tageszeitung stand das Interview mit einem 100-Jährigen, der 60 Jahre in Canada den Himmel auf Erden hatte und gerne mit jemand diese Erfahrungen teilen möchte. Von der Redaktion wurde ich sehr ermutigt, den besonderen Menschen, wenige Autominuten von mir entfernt, anzurufen. Der reagierte sehr erfreut und lebendig. Heute begegnete ich einem toppfitten 100-Jährigen, dessen Herz in Canada blieb als er vor 2 Jahren in die Nähe seiner Familie zurückkam.



Die 4 Std. in der gemütlichen, mit Welt gefüllten Seniorenwohnung vergingen wie im Flug. Der Mann spricht und versorgt sich wie ein 70-Jähriger, lacht sehr viel, braucht lediglich eine kleine Gehhilfe und laute Ansprache. Auf der Terrasse winkt die vertraute Ahornblattflagge in Orginalgröße, die vielen Schnitzereien aus Edelhölzern und Treibgut zeugen von seinem Geschick. Einer seiner 3 großen Tische aus Zypressenholz entstand noch mit 96 Jahren und strahlt wie die Gesichter, Figuren, Tiere und Symbole z. B. aus Ebenholz. 2 selbst gebaute Cottages musste er mit vielem zurück lassen. Dafür besuchen ihn Freunde von dort regelmäßig. Wir übertrumpften uns mit unseren guten Erfahrungen, stießen mit Sekt auf Canada und seine nächsten 10 Lebensjahre an. Einen persönlichen Film legte Franz rutiniert in seinen überdimensionalen TV ein. Die Einladung zu meinem Vortragsabend in Wilhelmsdorf nahm er begeistert an und will mit seinem Sohn kommen, der die 75 überschritten hat. Auf mein 2. Angebot zum englischen Stammtisch rief er: "Jetzt wird es immer noch bunter!" und möchte abgeholt werden. Der nächste Sekt sei schon kalt gestellt. :-) Ich fühlte mich wie zu meinen Blogzeiten und erfuhr viel Neues. Beim Abschied gab es keinen deutschen Händedruck, sondern einen canadischen hug. Mir ist eine echte Rarität begegnet: 100 Jahre, fitt und canadisch. Mal sehen???



Dienstag, 29. Oktober 2013
Jeder Abschied birgt einen neuen Anfang
31. Oktober 2013
Ich landete vor 1 Stunde nach einem tollen Sonnenaufgang sicher und erfüllt in der Heimat. Über England hatten wir etwas Turbulenzen und hätten fast in London zwischenlanden müssen, weil eine Frau keine Luft mehr bekam. Dann ging doch alles gemütlich und prima. Die Umstellung auf Deutschland war beeindruckend, in Frankfurt vor einem McDonald nur deutsch zu hören, Kaffee in kleinen Tassen, kaum lächelnde dafür ungeduldige Menschen, ICE-Schaden.... Es war dann sehr schön wie die Freunde und Nachbarn sich über meine Ankunft in RV freuten, mein Kühlschrank war gefüllt, die Wohnung frisch geputzt, überall Blumen und Karten, kurz vor Mitternacht kam der letzte Besuch. Andererseits stand ich vor einem totalen Technikausfall: die Autobatterie ist natürlich leer, das Telefon nicht mehr zu aktivieren und mein Internetanschluss brauchte erst mal einen Fachmann. Dafür war die erste Nacht im eigenen Bett sehr erholsam, das andere erledige ich nun Schritt für Schritt, ebenso meinen Postberg.

Nun will ich aber doch meinen Reisebericht richtig abschließen. Viele von Euch fragten mich, worüber ich am meisten beeindruckt bin.
:-) über Eure deutsche Treue, wie Ihr alle den Kontakt in e-mails, Worten und Gedanken gehalten und mich in meinem blog begleitet habt. Ohne diese Technik hätte ich die Zeit nicht so genießen können.
:-) über die spontane Zuwendung und Gastfreundschaft der mir vorher total fremden Menschen in Canada, dass es für sie und mich nie mehr so sein wird als ob ich nicht da gewesen wäre und dass sie in der Ferne mit 9 Stunden Zeitverschiebung auf ein Wiedersehen warten. Eine meiner Uhren läuft nun immer mit Canadazeit, und den englischen Schriftverkehr werde ich weiter treu pflegen und mehr Vokabeln lernen.
:-) über die uferlose Natur, in der das Staunen ertrinken kann und die horizontverbundenen, gemütlichen Städte mit den Erfahrungen der unbegrenzten Möglichkeiten ..........
Neben meinem reichen Beziehungsleben in der Heimat erlebte ich in diesen 6 Monaten ohne die kleinste Gefahr oder Panne so vieles, was Exupery in seinem Kleinen Prinzen beschreibt, dass ich nur dankbar sein kann. Da muss einfach ein Stück meines Herzens zurück bleiben, wenn das Flugzeug abhebt.
NORDAMERIKA, GOOD BYE - Ich werden zur richtigen Zeit wiederkommen!
Nochmals danke an alle, die mich begleitet haben, die mir neu begegnet sind und an Gott, der mich bewahrt und geführt hat.
Ganz besonders dankbar bin ich meiner treuen Helferin in Kopenhagen, ohne die der ganze blog nicht entstanden und bebildert worden wäre.



(Amerika soll nicht ganz zu kurz kommen, hier noch ein Bild von dem, was ich schon oder noch nicht gesehen habe)

Ich wünsche mir, dass Ihr alle bei meinem nächsten Abenteuer wieder dabei seid!



Sonntag, 27. Oktober 2013
Zuguterletzt nochmals in Canada
Mit Boston verlasse ich jetzt den 8. amerikanischen Staat von 50, Massachusetts. Nicht schlecht für die Zeit und ohne Auto. Als ich heute Morgen in Toronto ankam, hatte ich einen Müdigkeits-durchhänger und blieb bis es hell wurde im Bahnhof. Die erste Frau, die ich ansprach, gab mir alle wichtigen Infos. Im Hostel wurde ich so freundlich empfangen wie ich es nur von Vancouver kenne. Das muss einen doch sofort wieder fitt machen. Der Unterschied zu Amerika ist eben doch nicht nur Einbildung. Mir wurde auch gesagt, die Amerikaner fühlten sich oft abgelehnt. Viele kleben ein Ahornblatt auf ihren Rucksack, um in Europa als Canadier mehr Wertschätzung zu bekommen. Heute Mittag ist gleich eine große Stadtführung, und die Hauptmahlzeit ist mit inbegriffen. Ein frischer Salat tut schon mal wieder gut. Nun gehe ich erst mal ohne Gepäck schnuppern.
Meine etwas als Stiefkind behandelte letzte Stadt hier hat nun doch sehr schöne Seiten, als größte und am schnellsten wachsende Stadt in Canada.
(mit Umland 6 Mill.) Am Ontario-See fand ich ein Stelle, genannt Sugar- Beach, und so war sie auch. Lange lag ich im Liegestuhl im weißen Sand mit Blick auf die kleine Insel, allein mit Sonne und Möwen.



Auf diese werde ich morgen fahren und meinen Tag vor dem Abflug besinnlich gestalten. Auf der Suche nach einem Café geriet ich in eine Studentenmensa mit Seeblick und der besten Wildpilzsuppe. Aus dem Ontario-See fließt auch der Niagarafluss, der dann knapp 200 km von hier seine weltbekannten Fälle hat. Nachts und im Winter werden diese sehr reduziert und das Wasser zur Stromgewinnung umgeleitet.
Mittags war die knapp 4-stündige Stadtführung im Sauseschritt. Wie gut dass die vielen Informationen und Anblicke von den schwer werdenden Beinen ablenkten, wenn wir 8 hinter dem Studenten hereilten. Drei gaben in der Mitte auf, die Jugend tanzt sich eben lieber müde.





Während das neue Rathaus in Boston total grobklotzig im Stadtbild wirkt, ist es hier angenehm, beide nebeneinander zu sehen.

Mein letzter ganzer Tag hier war wieder bilderbuchmäßig. Nach gemütlichem Einkaufsbummel ging's zur kleinen Insel, der Kontrast hat sogar mich nach allen Eindrücken noch verblüfft. Im Rücken die City und vor mir eine bewaldete, stille, urige Landschaft mit glitzernden Wellen wie ein Meer.





Der lange Spaziergang hätte Euch auch gefallen, toller Strandweg, alte Bäume, verfallene Häuschen, ganz selten ein Mensch, zum Schluss warm angezogen im lauen Sand liegen.



Zur Feierabendzeit machte ich dann den Probelauf ohne Koffer zum Flughafen. Er liegt weit außerhalb und ist mit seinen 3 Terminals riesig. Ich bekam mindestens 6 falsche Auskünfte, ging zuerst in der Masse zwischen den Baustellen am Hauptbahnhof unter und hatte dann wieder eindrückliche, nette Begegnungen.



Man kann für 18€ oder mit Umsteigen für 2€ diese Strecke fahren. Ich wollte auch die Kirchenbekannte aus Vancouver treffen, die heute hier nach ihrem Urlaub einen Zwischenstopp hatte. Wir sahen uns nicht, wahrscheinlich kam sie nicht durch die Sicherheitszone, aber nun weiß ich genau wie es morgen zu laufen hat. Außerdem traf ich im Flughafen eine Frau, die verzeifelt war, weil ihr Mann sie seit Stunden abholen sollte und unerreichbar ausblieb. Ich versuchte sie zu beruhigen und abzulenken, wofür sie dankbar war. Ihr Mann kam schließlich, er wusste die falsche Landungszeit. Obwohl sie noch 4 Std. Fahrt vor sich hatten, ließen sie es sich nicht nehmen, mich nachts mitten in die Stadt zum Hostel zu fahren - aus Dankbarkeit für das Gespräch mit mir. Natürlich wurde ich auch auf ihre Farm eingeladen. So lebt man in Canada, heute war es nochmals komprimiert spürbar.
Für Mittwoch war Regen angesagt, und ich plante vor dem Flug am Abend noch einen Museumsbesuch. Das änderte ich jedoch schnell als die Sonne frühlingshaft schien. Es wurde ein wunderschöner Abschied im Sand an Sugar Beach, endgültig von Canada und vom Sommer - und das ohne Jacke. Vorher sammelte ich noch viele rote Ahornblätter für eine spezielle Idee in meiner Wohnung. Sofort wollten mir 2 junge Frauen helfen, man kann der Freundlichkeit hier nicht ausweichen. Das Einchecken auf dem Riesenflughafen war langwierig, aber ich hatte gut kalkuliert und vorgesorgt. Pünktlich um 19.30 hob die vollgestopfte Maschine ab, ich stellte meine Uhr auf Eure Zeit um und flog Euch entgegen.