Sonntag, 2. Juni 2019
Wieder mal auf Entdeckungstour
1. Juni 2019
Nun bin ich schon einen Monat hier, kaum zu glauben. Die Insel wurde an diesem Wochenende nach Überflutung durch Starkregen wieder für Touristen geöffnet. Sie liegt tiefer als die Stadt, die 750 Bewohner sind noch bemüht, ihre Grundstücke zu entwässern. Immer mit der Ruhe und den bereitstehenden Gummistiefeln. Es ist schon komisch, wenn eine kleine Straße im Wasser mündet, Bank oder Stuhl nur halb herausragen, Badestrände nicht mehr zu sehen sind, man die kleine Kirche nicht mehr erreichen kann oder ein Schwan vor der Haustür schwimmt. In Ottawa fiel alles schlimmer aus, weil sie dort noch den großen Kanal und Fluß haben.





Die Landschaft jedoch grünt umso mehr, im Norden die Stadtansicht, ohne Lärm, im Süden den endlosen See, ein Naherholungsparadies. Dazu gehört auch ein kleines Häuschen, in das die Bewohner ihre übrigen Sachen legen und jeder sich bedienen darf.



Wieder an Land, völlig andere Welt. Hier wartet man auf die feine englische Art auf den Bus.



Mir fiel diesmal auch auf, dass der Müll hier nun auch genauer nach Vorschrift getrennt wird und man sehr auf gesundes Essen achtet: alles möglichst ohne Zucker, viel Salat, keine Milchprodukte, Gemüse oder Obst aus den USA, dort sind die Agrarvorschriften viel lockerer. Dass abends Tee dem Alkohol vorgezogen wird, ist wohl auch eine Preisfrage. Dafür beinhalten die Bierkrüge 1,5 Liter. Ich liebe auch die 100-prozentigen Orangensäfte sehr, nachgießen natürlich umsonst.
Sehr schön ist auch die kleine Sugar Beach am Hafen. Der Name kommt wohl von der großen Zuckerfabrik nebenan, zu deren Eröffnung vor 60 Jahren die junge Queen kam oder vom hellweißen Sand, den man fast in den Kaffee streuen möchte.



Heute folgte ein richtiger Sonnen-Sonntag.
Morgens lernte ich nochmals 2 ganz nette Frauen kennen und wurde gleich eingeladen. Aber das kann man ja nicht endlos so treiben. Also ging ich nochmals zur deutschen Kirche und verabschiedete mich von Katharina und Sohn. An Abschiede werde ich mich nie gewöhnen, aber ich war standhaft. Bisher versprach ich keinem wieder zu kommen. Den einen oder anderen werde ich wahrscheinlich dafür in Deutschland wieder sehen.



Danach hatte ich eine wohltuende Zeit am Strand. Ich lief stundenlang in Sonne, Sand und knietiefem Wasser und stellte mich innerlich auf den neuen Abschnitt übermorgen ein, das wird Neuland pur.





Überall laufen Monitore mit Musik und Infos. Durch den Hauptbahnhof hier gehen täglich durchschnittlich 300 000 Menschen, durch den Flughafen wahrscheinlich noch mehr. Deutschland taucht dabei auch immer wieder auf. Die erste Jugendherberge gründete 1909 ein deutscher Lehrer, Canada zog erst 1933 nach. Ich treffe auch ständig auf deutsche Auswanderer, eine aus Albstadt hörte bei mir gleich den Schwaben heraus. (80 km von RV entfernt).

Mein letzter Torontotag war nochmals wie für mich gemacht: Sonne Wind, Wasser und Stadt.
Morgen Früh fliege ich dann 3 Stunden nach Newfoundland und werde noch einige Tage Inselleben genießen. Das öffentliche Essen hier schmeckt oft ganz unerwartet fremd. An Süßkartoffeln und den allgegenwärtigen Stangensellerie habe ich mich ja schon gewöhnt, staunte aber über meine chicken wings in Honig/Knoblauchsoße. Schmeckte und klebte, eigentlich hätte ich danach eine Dusche gebraucht.
Vorhin erklärte mir jemand geduldig, warum Quebeck schon sehr lange um die Unabhängigkeit von Gesamtcanada kämpft. Das hängt mit den französischen ersten Einwanderern zusammen, die immer eine separate Prägung behaupteten. Langsam ebbt dieser Drang ab, weil die junge Generation sich mehr und mehr zum ganzen Land zugehörig fühlt, trotz anderem Sprachschwerpunkt. Ich habe vieles im Hintergrund entdeckt und die Touristenbusse im Stau bedauert, während ich mit der Straßenbahn schneller zu meinen Zielen kam.
Als Zeichen der Einheit immer wieder die Flaggen aller Provinzen.