Freitag, 12. August 2016
Atemberaubend kann man fühlen
11. August (8 h, ges. 50 h, Arizona)
Die Hotels sind eine Lebenswelt für sich, in denen es nichts gibt, was es nicht gibt. Heute Abend beobachtete ich die frohen oder enttäuschten Gesichter im Casino, die Flanierenden in den unzähligen Läden, die Wassermassagen, bei denen man selbst trocken bleibt ........ und genieße jetzt das ruhige Zimmer, das im Nachttisch die Gideonbibel anbietet. Diese Gegensätze spiegeln sich auch im heutigen Tag wider.
Die Fahrt ging durch endlose, bergige Mondlandschaften, dann Monokulturen mit Baumplantagen, lichte Wälder, Niemandsland, kein Tier. Eigentlich lebt der Amerikaner in seinen Riesenstädten, die an den Ozeanen erstrahlen, am liebsten, LA 4 Mill. Einwohner, Folge z. B. in SF fast 7000 Nichtsesshafte.
Der Grand Canyon ist mit 400 km Länge und an der breitesten Stelle 30 km Weite zwar nicht der größte Canyon, jedoch der bekannteste und das älteste Plateau der Erde. Vor Urzeiten geformt, durch extrem wechselnde Bedingungen, ursprünglich höher als der Himalaya, 8 mal ein Meer, durch Fossilien bestätigt, Wind, Wetter, Eis, Schneeschmelze, ein Süßwassersee schliff die Spitzen vollends glatt und wurde vor 5 Mill. Jahren zum Colorado, der den Canyon grub. Dieser größte und wichtigste Fluß Nordwestamerikas erhielt bei Las Vegas den wichtigen Hoover Damm und führt die Hälfte des Wassers, das das großzügige Amerika in einem Jahr verbraucht. Wir wurden durch einen Film mit Helikopterblick sehr gut eingestimmt, liefen dann durch Gras und Bäume und standen an der Südkannte im Fotorummel.



Es ist wirklich atemberaubend, endlos, man fühlt sich als Eintagsfliege und staunt. Jeder Blickwinkel bietet neue Formationen und Lichtstufen. Die lange Wanderung nach unten zum Fluss ist leider bei einer Gruppenfahrt nicht möglich, bräuchte auch viel Vorbereitung. Einfach überwältigend, das wussten vielleicht schon die frühen Indianerstämme, die dort lebten.



12. August (10 h, ges. 60 h)
Die Fahrt zurück nach SF gab wieder viel zu denken und zeigte neue Blickwinkel. Neben total ausgetrockneter Erde, Bäumen dürr wie Scherenschnitte, waren Plantagen mit Pistazien-, Mandel-, Pfirsichbäumen, fuhren offene Anhänger mit Tomaten an uns vorbei und dufteten Knoblauchfelder. Das geht nur mit teurer Bewässerung. Normal beginnt ab September hier die Regenzeit und alles strahlt für Monate im satten Grün und wird im Sommer dürr. Nun hat es 9 Jahre viel zu wenig geregnet oder geschneit, wodurch sehr viel abstarb. Das gleichen auch die reichen Ölvorkommen und Hollywood nicht aus. Die Gefahr von Flächenbränden ist im sogenannten Sonnenstaat extrem hoch. Die langen Fahrten sind hier total gemütlich, Busse fahren fast immer links, mit Tempomat 75 Meilen (110 km) meist geradeaus, wie auf dem Sofa. Von den 40 Grad hatten wir in SF nur noch ca. 17 mit einer frischen Brise. Und - zum ersten Mal empfing mich die Stadt im vielgerühmten Nebel.



An diesem Ort halte ich es gerne noch einige Tage aus und gönne mir jetzt erst mal ein ruhiges Wochenende an den gemütlichen Ecken der Metropole. Da sich die Golden Gate anhaltend im Nebel verbarg, nahm ich einen Bus und spielte mit ihr verstecken.



Es war eine kurze Tour zu einem kleinen Redwood Forest, somit kann ich mir den schwierig zu erreichenden Nationalpark sparen. Ich hätte noch lange zwischen den fast urzeitlichen Riesen wandern können, um ihrer Stille zu lauschen. Die einen sind in Durchmesser und Höhe enorm, andere bilden im Miteinander urige Familiengruppen oder Skulpturen.



Am Sonntag hatte ich erst ziemlich Ärger wegen der langen Greyhoundtour ab Dienstag in die Nähe des Yellowstones. Die Busse fahren ja nicht an jeden Ort, längeres Planen, dann weigerte sich mein tablet beim Buchen erstmalig, am Schalter hatte ich dieselbe Frau, die bei meiner Ankunft in SF schon nicht wusste, ob dieser Park in America liegt. Heute war ihre Frage, ob die Busstation in Californien wäre, tatsächlich ist sie sehr weit entfernt in Montana. Zum Glück kontrollierte ich nochmals und sah, dass das Ticket auf das falsche Datum ausgestellt war. Jetzt konnte ich endlich gemütlich durch den wunderschön angelegten Golden Gate Park zur Beach wandern. Dort war ein tolles, aufgewühltes Meer im kühlen Sonnenschein. Weicher Sand konkurrierte mit einer faszinierenden Felsenlanschaft, in der einst über 50 Indianerstämme abwechselnd hausten.



Ein Gang durch Chinatown führte mich ins Hostel zurück, wo ich eine neue Bettnachbarin vorfand, aus ULM mit Freund in RAVENSBURG. So klein kann die riesige Welt auch sein.

An meinem letzten Tag hier machte ich einen Ausflug auf dem Hwy 1 und dem berühmten 17 Miles Drive direkt am Strand entlang. Wunderschöner blauer Ozean mit tropischen Bäumen, Felsen und Meeresduft. Ich lernte wieder viel: Das große Beben 1906 hatte 7.9 bis 8.2 Stärke und löste zusätzlich 53 Brände aus. Der Goldrausch 1849 bis 1852 trug sehr zur Vergrößerung der Stadt bei. SF hat 42 Hügel und 7 Brücken. Über die Bay fahren tägl. 330 000, über die Golden Gate 250 000 Autos. Entlang dieser Küste hat es jährl. 2000 Std. Nebel, und die Golden Gate ist an ca. 76 Tagen nicht zu sehen. Der Hwy 1 ist der längste der Welt, von Alaska bis mindestens San Diego.



40% der Nahrung Americas wird in Californien angebaut, und 80% der weltweiten Mandelernte kommt aus dem dürren Tal Richtung LV, Erdbeerfelder so weit das Auge reicht, mit 3 Ernten jährlich. Der größte Kürbis wog 1079 Pfund. Auf der Rückfahrt verschluckte uns plötzlich wieder der Nebel, die Temperatur sank auf 13 Grad. So, ich habe nun mehr gesehen als ich plante, nun kann ich morgen die lange Strecke Richtung Yellowstone antreten. Ich möchte dann wieder über die Grenze und in Canada gen Osten reisen, finde ich einfacher.