3. Woche im Dienst
1. Juni
Kaum zu glauben, dass ich schon zwei Wochen hier mitlebe. In den blühenden und jetzt durchsichtigen Außenanlagen sitzt man nun gerne zwischen den Solarlämpchen. Genauso wie beim letzten Mal rannte ich damit offene Türen ein und bekomme Lobeshymnen. Am Freitag machen wir eine kleine Gartenparty und verteilen die Pflege der einzelnen Stücke an die Bewohner.



Wie gut, dass ich so durchgezogen habe, jetzt wurde es knallheiß. Wir ernten und verarbeiten, gießen abends lange, und ich bin wieder mit in den Gewächshäusern.



Wenn ich nochmals entscheiden könnte, würde ich Gärtnerin werden. Den ganzen Tag zum Leben erwecken, pflegen und dann ganz wörtlich den Erfolg ernten. Und das alles ohne Ärger und Enttäuschungen.
Diesmal werde ich oft als Vermittler eingesetzt, soweit es mir möglich ist. Um mich hier zu behalten, wollten sie mich letztes mal mit dem verwitweten Gärtner verkuppeln, diesmal hatte Helmut die für Deutschland so schlüssige Idee: "Gib doch deine Wohnung an Flüchtlinge und bleibe bei uns."
Den Sonntag verbringe ich wieder in seiner Familie, diesmal aus besonderem Anlass. Als die beiden bei mir letztes Jahr im Urlaub waren, wollten Sohn und Schwiegertochter einen Neugeborenen adoptieren, von dessen Mutter sie auch schon ein Mädchen haben. Da ich ins Telefonieren, Hoffen, Bangen, Beten und das Wunder unmittelbar mit einbezogen war, treffen wir nun die junge Familie von V.-Island, und ich werde den kleinen Nicko kennen lernen.
Ja, wir haben viel Freude miteinander, ich bin immer wieder verblüfft, wie sehr Helmut mich an meinen Vater erinnert. Genauso wie vor 3 Jahen bin ich nun wieder voll integriert mit allen Facetten.

Heute bin ich der ersten Schlange begegnet, wir erschraken beide und zogen uns dezent zurück (ungiftig, gartenschlauch- artig). Ich bekomme so viele schöne Einladungen und muss gut planen. Morgen, Freitag, fahre ich erst mal 3 Tage ins Ausland, zu der Freundin in die USA, worauf ich mich besonders freue.

10. Juni
Das Wochenende war wieder mal kalt, doch mit ganz schönen Inhalten und neuen Erfahrungen. Direkt an der amerikanischen Grenze stieg ich aus, weil ich vergaß, den Pass vorher aus dem Rucksack zu holen. Sofort standen 2 Sicherheitsbeamte hinter mir und wiesen mich zurecht. Das ginge nie, ohne zu fragen, sie fühlten sich bedroht. Der eine war mir bekannt von den häufigen Einkaufsfahrten und ich getraute mich zu erwidern, ich sein doch ganz harmlos. Darauf wurde mir länger das amerikanische Gesetz erklärt. Beim Zurück gerade nervten die Canadier mit endlosen Fragen. Doch dafür ist der kurze Weg zur Grenze ein schöner Ausgleich. Die Politik wird von vielen Amis ganz anders gesehen: Obama schneidet sehr schlecht ab, Trump verspricht eine starke Position zur Stärkung des Landes, Clinton wird sehr kriminell und gegen alles Religiöse eingestuft. Ich fürchte, das geht schief.
Der kleine Ort Lynden war mir schon bekannt, wunderschön, nach seinen 1000 Lindenbäumen so genannt und von Holländern gegründet. Das i wurde später mit y ausgetauscht, weil schöner empfunden.



Als wir vom Strandspaziergang zurück kamen, waren 2 kleine Rehe direkt vor der Haustür. Bisher kamen immer nur die Mütter zu diesem kleinen Häuschen, das von vielen Tannen umgeben ist. Die Landstraße überqueren sie dabei zielsicher. In dieser Gegend ist der Mensch der Gast.