Nach Canada ist vor Canada ! ? :-)
September 2015
In Canada lud ich 4 Mitarbeiter der Therapieeinrichtung, in der ich mitarbeitete, zu einem Urlaub nach D. ein. Der Direktor und seine Frau verbinden es nun mit anderen Terminen und werden zum Monatswechsel einige Tage mit mir an der Nordsee verbringen und zum Schluss auch noch an den Bodensee kommen. Wir haben gerade telefoniert, sie sind schon aufgeregt und ich gespannt. Es müsste umgekehrt sein, denn Kochen, Planen und Übersetzen fordern mich schon etwas heraus. Der Zeitpunkt ist sehr gut, dann kann ich auch meine Pläne diskutieren. Ich möchte ja im Mai wieder fliegen und die Monate ähnlich wie beim letzten Nordamerikaaufenthalt gestalten. Viele Türen sind offen, ich könnte nichts Besseres gegen das Älterwerden tun. Die besten Vorbilder habe ich ja in Opa Franz und Oma Klara !

29. September 2015
...und heute kamen sie. Ich hatte alles gut vorbereitet, Küche, Erholung, Programm und nicht zuletzt mein Englisch. Bei der Begrüßung sagte mein canadischer Boss: "Jetzt spreche ich möglichst viel deutsch, wir sind ja schließlich in D. " Dass er mit 6 Jahren auswanderte wusste ich, die Deutschkenntnisse jedoch verheimlichte Helmut drüben erfolgreich. Die ersten Stunden verliefen sehr zufriedenstellend für jeden, ich fühlte mich augenblicklich wieder nach Canada versetzt und im Ausnahmezustand. Das Nachtischbeispiel verdeutlicht die besondere Art von Offenheit: Ich hatte drei verschiedene Cremevarianten und ließ die beiden aussuchen. Linda machte einen besseren Vorschlag. "Jeder nimmt 3 Löffel davon und gibt dann den Becher weiter, das wird bis zum Ende wiederholt. " Zwei Versprechen habe ich schon für meinen nächsten Aufenthalt. Ich kann mir den Arbeitsbereich vor Ort aussuchen, und zur Erholung nimmt Helmut mich in seinem neuen Motorboot mit raus. Na dann!♥
Heute, am letzten Septembertag, war wieder sommerlicher Sonnenschein. Wir hatten viel Freude beim Radeln, Wandern, dem sehr kreativen Gebrauch beider Sprachen mit viel Gelächter. Unser Austausch wurde sehr persönlich offen und machte mir manches im Rückblick klar. So kann ich nächstes Jahr noch intensiver mitwirken und erleben. Ich fühle mich wieder mal sehr beschenkt, meine guten Erwartungen sind weit übertroffen.



1. Oktober 2015
Nun trennen mich nur noch 7 Monate von meiner nächsten halben Weltreise. Aber ich fühle mich jetzt schon so. Wir machen so lustige Sprachspiele, Helmut nennt es Deutschlisch. Da er unbedingt deutsch praktizieren möchte, sind manche Sätze oder Dialoge ein richtiger Mischmasch. Für mein Üben muss ich mit Linda allein losgehen. Heute waren wir im Auswanderermuseum in Bremerhaven. Selbst ich war dort sehr bewegt: Hier wanderte Helmut 1952 mit seiner Familie aus, ich begegne ihm im großen Kanada als Türöffner für die Volunteerstelle, und nun stehen wir zusammen an diesen bedeutenden Platz. (P.S. genau von der Stelle wanderte Opa Franz ein Jahr früher aus). Das Leben ist spannender als jeder Roman. Meine beiden Urlauber wollen mit mir übrigens besondere Dinge nachholen, die ich im Raum Vancouver noch nicht genießen konnte. :-D



Kann jeder Tag der schönste sein? Meine spezielle Planung kam heute sehr gut an. Wir fuhren mit einer Pferdekutsche wie der Schimmelreiter im Nebel durchs Watt, gut 10 km zur Insel Neuwerk. Der Chef der Truppe nahm uns 3 vorn mit auf den Kutschbock und plauderte intensiv mit Helmut. Deichspaziergang, Fischgericht, Plauderstündchen in strahlender Sonne, Kaffee auf der Wiese ... Schifffahrt mit Abendrot zurück - und immer wieder dankbares Staunen. Nun haben wir uns geeinigt: Helmut spricht deutsch mit mir, ich mit ihm englisch, so haben wir beide unsere Übung und Linda versteht immer etwas. Es ist eigentlich zum totlachen.



3. Oktober 2015
Heute wurde der Tag der deutschen Einheit eindrücklich gefeiert. Meine Besucher zeigten sich sehr interessiert und diskutierten viel darüber nach dem besonderen Gottesdienst im Fernsehen. Mit toller Sonne war der Gartentag genau dass Richtige, bevor wir nach einem Rundgang in ein wunderbares Kirchenkonzert gingen. Ich bin so dankbar über den verspäteten Sommer im Norden.