Hurrah, wir leben noch !
18. Februar 2014
Meine drei Monate in D. waren sehr ausgefüllt mit Eingewöhnen, Pflege von Vertrautem und Neuem (z. B. wertvolle Babyerfahrungen), englischem Mailverkehr und immer wieder etwas Fernweh. Mir fehlten irgendwie die alltäglichen Abenteuer. Das hat sich heute geändert: Ich fand einen, der noch begeisterter von Canada ist als ich. Aber schön der Reihe nach. In der Tageszeitung stand das Interview mit einem 100-Jährigen, der 60 Jahre in Canada den Himmel auf Erden hatte und gerne mit jemand diese Erfahrungen teilen möchte. Von der Redaktion wurde ich sehr ermutigt, den besonderen Menschen, wenige Autominuten von mir entfernt, anzurufen. Der reagierte sehr erfreut und lebendig. Heute begegnete ich einem toppfitten 100-Jährigen, dessen Herz in Canada blieb als er vor 2 Jahren in die Nähe seiner Familie zurückkam.



Die 4 Std. in der gemütlichen, mit Welt gefüllten Seniorenwohnung vergingen wie im Flug. Der Mann spricht und versorgt sich wie ein 70-Jähriger, lacht sehr viel, braucht lediglich eine kleine Gehhilfe und laute Ansprache. Auf der Terrasse winkt die vertraute Ahornblattflagge in Orginalgröße, die vielen Schnitzereien aus Edelhölzern und Treibgut zeugen von seinem Geschick. Einer seiner 3 großen Tische aus Zypressenholz entstand noch mit 96 Jahren und strahlt wie die Gesichter, Figuren, Tiere und Symbole z. B. aus Ebenholz. 2 selbst gebaute Cottages musste er mit vielem zurück lassen. Dafür besuchen ihn Freunde von dort regelmäßig. Wir übertrumpften uns mit unseren guten Erfahrungen, stießen mit Sekt auf Canada und seine nächsten 10 Lebensjahre an. Einen persönlichen Film legte Franz rutiniert in seinen überdimensionalen TV ein. Die Einladung zu meinem Vortragsabend in Wilhelmsdorf nahm er begeistert an und will mit seinem Sohn kommen, der die 75 überschritten hat. Auf mein 2. Angebot zum englischen Stammtisch rief er: "Jetzt wird es immer noch bunter!" und möchte abgeholt werden. Der nächste Sekt sei schon kalt gestellt. :-) Ich fühlte mich wie zu meinen Blogzeiten und erfuhr viel Neues. Beim Abschied gab es keinen deutschen Händedruck, sondern einen canadischen hug. Mir ist eine echte Rarität begegnet: 100 Jahre, fitt und canadisch. Mal sehen???