Mit Boston verlasse ich jetzt den 8. amerikanischen Staat von 50, Massachusetts. Nicht schlecht für die Zeit und ohne Auto. Als ich heute Morgen in Toronto ankam, hatte ich einen Müdigkeits-durchhänger und blieb bis es hell wurde im Bahnhof. Die erste Frau, die ich ansprach, gab mir alle wichtigen Infos. Im Hostel wurde ich so freundlich empfangen wie ich es nur von Vancouver kenne. Das muss einen doch sofort wieder fitt machen. Der Unterschied zu Amerika ist eben doch nicht nur Einbildung. Mir wurde auch gesagt, die Amerikaner fühlten sich oft abgelehnt. Viele kleben ein Ahornblatt auf ihren Rucksack, um in Europa als Canadier mehr Wertschätzung zu bekommen. Heute Mittag ist gleich eine große Stadtführung, und die Hauptmahlzeit ist mit inbegriffen. Ein frischer Salat tut schon mal wieder gut. Nun gehe ich erst mal ohne Gepäck schnuppern.
Meine etwas als Stiefkind behandelte letzte Stadt hier hat nun doch sehr schöne Seiten, als größte und am schnellsten wachsende Stadt in Canada.
(mit Umland 6 Mill.) Am Ontario-See fand ich ein Stelle, genannt Sugar- Beach, und so war sie auch. Lange lag ich im Liegestuhl im weißen Sand mit Blick auf die kleine Insel, allein mit Sonne und Möwen.
Auf diese werde ich morgen fahren und meinen Tag vor dem Abflug besinnlich gestalten. Auf der Suche nach einem Café geriet ich in eine Studentenmensa mit Seeblick und der besten Wildpilzsuppe. Aus dem Ontario-See fließt auch der Niagarafluss, der dann knapp 200 km von hier seine weltbekannten Fälle hat. Nachts und im Winter werden diese sehr reduziert und das Wasser zur Stromgewinnung umgeleitet.
Mittags war die knapp 4-stündige Stadtführung im Sauseschritt. Wie gut dass die vielen Informationen und Anblicke von den schwer werdenden Beinen ablenkten, wenn wir 8 hinter dem Studenten hereilten. Drei gaben in der Mitte auf, die Jugend tanzt sich eben lieber müde.
Während das neue Rathaus in Boston total grobklotzig im Stadtbild wirkt, ist es hier angenehm, beide nebeneinander zu sehen.
Mein letzter ganzer Tag hier war wieder bilderbuchmäßig. Nach gemütlichem Einkaufsbummel ging's zur kleinen Insel, der Kontrast hat sogar mich nach allen Eindrücken noch verblüfft. Im Rücken die City und vor mir eine bewaldete, stille, urige Landschaft mit glitzernden Wellen wie ein Meer.
Der lange Spaziergang hätte Euch auch gefallen, toller Strandweg, alte Bäume, verfallene Häuschen, ganz selten ein Mensch, zum Schluss warm angezogen im lauen Sand liegen.
Zur Feierabendzeit machte ich dann den Probelauf ohne Koffer zum Flughafen. Er liegt weit außerhalb und ist mit seinen 3 Terminals riesig. Ich bekam mindestens 6 falsche Auskünfte, ging zuerst in der Masse zwischen den Baustellen am Hauptbahnhof unter und hatte dann wieder eindrückliche, nette Begegnungen.
Man kann für 18€ oder mit Umsteigen für 2€ diese Strecke fahren. Ich wollte auch die Kirchenbekannte aus Vancouver treffen, die heute hier nach ihrem Urlaub einen Zwischenstopp hatte. Wir sahen uns nicht, wahrscheinlich kam sie nicht durch die Sicherheitszone, aber nun weiß ich genau wie es morgen zu laufen hat. Außerdem traf ich im Flughafen eine Frau, die verzeifelt war, weil ihr Mann sie seit Stunden abholen sollte und unerreichbar ausblieb. Ich versuchte sie zu beruhigen und abzulenken, wofür sie dankbar war. Ihr Mann kam schließlich, er wusste die falsche Landungszeit. Obwohl sie noch 4 Std. Fahrt vor sich hatten, ließen sie es sich nicht nehmen, mich nachts mitten in die Stadt zum Hostel zu fahren - aus Dankbarkeit für das Gespräch mit mir. Natürlich wurde ich auch auf ihre Farm eingeladen. So lebt man in Canada, heute war es nochmals komprimiert spürbar.
Für Mittwoch war Regen angesagt, und ich plante vor dem Flug am Abend noch einen Museumsbesuch. Das änderte ich jedoch schnell als die Sonne frühlingshaft schien. Es wurde ein wunderschöner Abschied im Sand an Sugar Beach, endgültig von Canada und vom Sommer - und das ohne Jacke. Vorher sammelte ich noch viele rote Ahornblätter für eine spezielle Idee in meiner Wohnung. Sofort wollten mir 2 junge Frauen helfen, man kann der Freundlichkeit hier nicht ausweichen. Das Einchecken auf dem Riesenflughafen war langwierig, aber ich hatte gut kalkuliert und vorgesorgt. Pünktlich um 19.30 hob die vollgestopfte Maschine ab, ich stellte meine Uhr auf Eure Zeit um und flog Euch entgegen.
hildewilske am 27. Oktober 13
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