Kleiner Abstecher in die Rockies in die Provinz Alberta
Der Start um 6 Uhr morgens war nicht gerade ermutigend im Dunkeln bei strömendem Regen. Dann gings bergauf: Die Busfahrerin bot mir den Frontsitz neben sich an (für Ältere oder körperlich Eingeschränkte - wie ich wohl heute aussehe?) Es ist die beste Aussicht im neuen Bus mit Ledersitzen und starkem Internet. Jetzt fehlt nur noch die Sonne für die heute knapp 1000 km. Nach fast 5 Stunden wird jetzt der Himmel blau. Über den Nebel ärgerte ich mich nicht, sondern tat etwas für die Bildung. Habt Ihr schon mal auf dem tablet in englisch Grimm's Märchen gelesen? Es klingt etwas verfälscht, aber nett. Die putzmuntere Großmutter war beim Kräutersammeln und kam während der Wolf im Bett mit Rotkäppchen sprach und sich das Maul leckte mit Holzfällern zurück. Der Arme musste hungrig durch die Axt sterben. Dornröschen endet ganz logisch: Der Prinz sagt seiner Braut nicht, dass sie gekleidet wäre wie seine Urgroßmutter, sondern mag sie gerade deshalb noch mehr. :-)
Ihr lieben Buntspechte im Kinderheim, wenn ich bei meinen Touren auf Schatzsuche bin, denke ich oft an euch. Hier könnten wir endlos wandern, und ihr würdet nicht merken, wenn die Füße wund werden, so viel gibt es zu entdenken. Deshalb jetzt ein Rätsel, der Gewinner bekommt ein typisches Geschenk aus Canada. Sagt bitte gleich zu Evelin was auf diesem Bild zu sehen ist, ihr dürft keinen Erwachsenen fragen. Sie soll mir dann schreiben, wer der erste war. Ich möchte nicht nur die Funktion wissen, sondern auch den speziellen Grund. Lieber Bela in Kopenhagen, wenn du es als Vorschüler errätst, wartet eine besondere Belohnung auf dich. (Mama darf ein kleines bisschen helfen). Viel Spaß!??



Inzwischen hatte ich wieder ein paar gute Fügungen hintereinander. Als ich um 21.30 Uhr in Lake Louise ankam, musste ich nur einmal fragen, um im Dunkeln die Herberge zu finden. Morgens fuhr ich dann mit dem Taxi zu diesem paradiesischen Platz, den im Sommer täglich bis zu 25.000 Touristen besuchen. Ich hatte auch den Eindruck, es wären nur Deutsche und Japaner hier.





Als ich mit Genießen fertig war, nahm mich eine Hotelmitarbeiterin mit zurück und brachte mich sogar zur geplanten Seilbahn. Als ich mich bedankte, kam ihr Dank fürs Kennenlernen zurück. Ja, so sind die Canadier. Von der Seilbahn aus soll man oft Grizzlys sehen, leider war kein Tier weit und breit. Die Videos in der Bergstation waren ein kleiner Ersatz.



Zurück zur Greyhoundstation nahm mich ein Paar aus Stuttgart mit. Wir saßen dann eine Stunde im Wohnmobil und tauschten hilfreiche Infos aus. Die beiden haben auch den Virus und sind zum 6. Mal in Canada. Mein Bus kam 1 Std. später, ein Jugendlicher aus Calgary unterhielt mich gut. Hier angekommen, begleitete er mich zu meiner Jugendherberge, die jedoch wegen Umbau geschlossen war. Es war wieder mal dunkel geworden, und ich war sehr beruhigt, dass er mich in dieser 1,5 Millionenstadt zielsicher zu einer noch besseren führte. Das letzte Bett war für mich frei, nun gehe ich dankbar schlafen.

CALGARY
Sicher wäre diese Stadt ohne den Dauerregen und die spontane Kälte schöner gewesen, aber ich habe das Beste daraus gemacht. Die Tageskarte in der Stadtbahn brachte mich zu netten Plätzen. Die beiden Flüsse, die vor wenigen Monaten viel überschwemmten, heißen Bogen und Ellenbogen. Vor allem die kleine Chinatown war betroffen. Ihr glaubt gar nicht wie oft man eine Toilette suchen muss, wenn man nasse Füße hat. Nach einer kurzen Greyhoundfahrt war ich im gelobten Nationalpark Banff. Wir fuhren gestern schon durch dieses Felsmassiv der Rockies, jetzt nach dieser Nacht ist oben alles schneebedeckt. So schnell kann das gehen. Die Jugendherberge mitten in der Natur ist die allerschönste, Zimmer mit Nasszelle, Platz, tolle Aufenthaltsräume, saubere Küche und ein Kaminfeuer. Die Gemütlichkeit speichere ich im voraus, denn morgen komme ich nachts um 4 in Vancouver an.







An das Frühstück mit Bratkartoffeln kann man sich gewöhnen, besonders wenn sie so knusprig sind wie heute. Es war wieder strahlende Sonne, so konnte ich im Ort Banff einen Wandertag einlegen. Es erinnert an Garmisch, jedoch mit der canadischen Gemütlichkeit. Kurz vor der Abfahrt begegnete ich in einer Siedlung meinem ersten Wildtier direkt, einem Rehbock. Nur das Geweih hielt mich davon ab, ihn zu streicheln. Nach meiner Bilderserie hatten wir direkten Augenkontakt. Er knabberte lang am Busch, ging über die Straße, hüpfte über einen Gartenzaun beinahe in den Farbtopf des Besitzers , der gerade strich, machte seinen Haufen auf den Rasen und fraß sich seelenruhig durch bis zum Salatbeet. Den Mann stört der gewohnte Besuch nicht, er teilt gerne und legt es nicht auf einen Kampf an.



Nach der langen, vertrauten Bustour empfing mich meine Wahlheimat mit dem Titaniclied von Celine Dion im Bahnhof und einem dicken Vollmond. Das fängt ja wieder toll an.