Mit diesen Bildern machte ich dann doch ein Nickerchen.
Plötzlich höre ich meinen Fotojungen laut träumen. Ich decke ihn wieder zu, er kuschelt sich ein. Sein Opa hat um Mitternacht noch fröhlich gesungen, zahnlos, aber schön. Der Fahrer fährt meines Erachtens etwas zu schnell für das, was man sieht, hoffentlich schläft er im dunklen, stillen Bus nicht ein. Die schmale Straße gleicht eher einem Balancierseil, ganz selten mal ein Kurvenschild oder ein Rotwild, das zum Bremsen zwingt. Der helle Horizotstreifen ist jetzt auf meiner rechten Seiten wir fahren wieder nach Westen. Jetzt ist es vor- und rückwärts etwa gleich weit nach D. Ich habe langsam ein Gefühl vom Ende der Welt und denke an meine deutschen Freunde und die Bekannten hier, die mich alle begleiten. Bei der dunklen endlosen Fahrbahn fällt mir eine Novelle ich glaube von Dürrenmatt ein, in der ein Zug immer schneller und tiefer ins Nichts fährt. Diese möchte ich mir gerne nächstes Jahr in Kassel bei einem Glas Glühwein vorlesen lassen. Viele finden meine Pläne ein Risiko, ich finde es eine tolle Freiheit. Nachdem ich das alles kennengelernt und gewagt habe, wird mein Leben sicher etwas verändert sein.
Die Jugendherberge hat Platz, ist gut und die Stadt schön übersichtlich. 2 Österreicher, die ich in den Bustagen nicht beachtete, sind auch hier gelandet. Morgen mache ich diese Supertour, die mir die Dänin im Mai empfohlen hat.
Dann habe ich 4 Stunden lang Alaska gebucht. Die wollten mir alle Flugzeug, 5 Tage Fähre usw. einreden. Nun wird es doch der Zug und Bus - Anchorage - Fairbanks und der Nationalpark dazwischen mit dem Mt. McKinley. Man muss sich einfach durchboxen. Jetzt habe ich meine Nachtruhe aber nötig.
1. AUGUST 2013
Der Ausflug hielt was er versprach. Strahlende Sonne, wenige Teilnehmer, verschiedenes Panorama aus dem Bus und dem historischen Zug auf der Goldgräberroute. Da stehst du auf der Aussichtsplattform zwischen den Abteilen, einige rufen immer wieder "that's crazy!", und es kommen einem gemeinsam die Tränen in der so unberührten Natur. Abends rief der Busfahrer mich aus und gab mir eine mail des Reisebüros von der großen Tour dernächsten Tage. Ich hatte vereinbart, mir dort die Übernachtungen vor Ort zu suchen. Sie hatten vergessen, mir zu sagen, dass wir kurz vor Mitternacht ankommen. Nun musste ich mir gerade per Skype in Fairbanks etwas suchen, war anstrengend, aber man wächst an seinen Herausforderungen. Nachdem ich heute schon ein bisschen Alaska geschnuppert habe, weiß ich was mich erwartet und freue mich.
Im Bus traf ich ein Paar aus Albstadt/Baden-Württ. Die waren so abweisend reserviert, dass mein Heimatgefühl kurz einfror. Übrigens fand ich in Canada und USA noch keine Toilette, für die man bezahlen muss. Hier versteht man die deutschen Pläne zur Privatisierung des Wassers natürlich nicht. Leider sieht man oft mehr tote Tannen als gesunde. Sie sehen aus wie total abgebrannt. Der Fahrer erklärte mir die Gründe: sehr alte bleiben einfach stehen, es ist sehr trocken und hat im Winter oft unter 40 Grad minus, dann gibt es vernichtende Käfer und Krankheiten, die im sehr kurzen Sommer wirken. Übrigens, die derzeitige Wärme ist eine Ausnahme. Meine Glückssträhne geht auch hier weiter. Fünf Dinge begleiten mich überall und verbinden mich dankbar mit den Gebern :-) : ein total praktischer Rucksack, eine ausreichende Wasserflasche, ein flauschiges, filziges Notiz- und Vokabelheft, ein großes Tuch, das immer wärmt und eine Freundschaftskarte für den Nachttisch. Nun werde ich mal wieder packen.
hildewilske am 31. Juli 13
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