Ich nähere mich dem Paradies
So sehe ich heute, nach der Gartenarbeit bei großer Hitze vor meiner Immobilie aus.



Lange habe ich nun bergeweise geerntet, bei dem schnellen und riesigen Wachstum hier würde Euer Herz lachen. Jetzt will ich die Berge zum Greifen nah sehen. Bevor ich nun 4 Tage Strandurlaub in Vancouver mache und dann in Richtung Alaska aufbreche, habe ich heute die nächste Superreise gebucht. Mitte September, mit Beginn des Indian Summers, werde ich eine 6-Tagestour ins Herz der Rockies machen: Vancouver - Lake Louise - Calgary - Banff/Nationalpark - Vancouver. In Lake Louise muss es himmlisch schön sein, wunderschönes Panorama und ein strahlend grüner See und Banff wird als schönster Nationalpark in diesem Riesenland beschrieben. Dann fehlt mir von meinen in D. gesetzten Zielen nur noch San Francisco, darum kümmere ich mich nach dem Norden. Jetzt will ich hier noch einen guten Zwischenabschluß machen, meine Aufgaben delegieren und 2 Koffer packen, der große bleibt hier, der in den kleineren kommen einige Wintersachen und die wichtigen Dokumente für die Tour. Oft werde ich gefragt, ob ich schon ein bisschen aufgeregt bin und man beneidet mich. Ich bin auch ganz schön dankbar.

VANCOUVER, 25. 7. - ein schönes Gefühl, in eine Weltstadt zu kommen, die Verkehrsverbindungen zu kennen, die öffentlichen Toiletten gleich zu finden, zu wissen, wo man was kaufen kann, den asiatischen Geruch und die vertrauten Ambulanz- und Polizeisirenen in Richtung sozialem Brennpunkt wie früher zu haben (einige dieser Menschen landeten ja auch in meiner Einrichtung), und ein paar Bekannte zu treffen. In meiner früheren Jugendherberge habe ich gleich bis September die Zwischennächte bei meinen Reisen gebucht, und meine Chinesin freute sich sehr als ich wieder ins Café kam. Die Strandjugendherberge hat den Status eines Hotels, dann ohne Schuhe zum Meer, endlos tiefer, warmer Sand und ein Sonnenuntergang wie ich mir Hawaii vorstelle.



Die Wildhasen konnte ich fast streicheln, ob das verheißungsvoll für meine Bärenjagd sein kann. Morgen werde ich in der Stadt ein paar Ziele ansteuern, zum Friseur gehen und dann hier schwimmen und lange am Strand laufen. Am Samstag ist das große Feuerwerk.
Ich staune immer wieder über die Großzügigkeit hier. Für Kaffee, Tee, Toast mit Ei und Schinken 4,50€, Tee und Kaffee wird sofort gratis nachgeschenkt. Bei Cola mit Eis wird das halbleere Glas ausgetauscht, bis man stopp sagt. Der Friseur war urig, als ich mein dunkelblond färben lassen wollte, lachten alle. "Wir sind Chinesen, bei uns gibt es nur Schwarztöne." So sehr wollte ich mich nun doch nicht verändern. Nach einem guten Schnitt für knapp 7€ war ich wieder an der Sonne. Als ich an einem älteren Mann auf einer Bank vorbei lief, wünschte er mir fröhlich einen wunderschönen Tag. Diese offene Art wird mir in D. sicher fehlen. Der große Bruder unserer Ost- und Nordsee, war wieder sehr brav, eine leichte Brandung, lau, hinter mir die Berge und vor mir das Skiliner-Panorama der Stadt. Als ich eine Frau mit ihren 3 Kindern deutsch sprechen hörte, fragte ich, ob sie hier Urlaub mache. "Nein, wir wohnen hier!" Das wäre eine Familie für mein Granny au pair gewesen, direkt am Meer mit der schönsten Aussicht. Doch mein Platz ist genau richtig für mich, ich wollte viel Konversation und nicht nur mit Deutschen zusammen sein.

Das war wieder ein typisches can. Frühstück: toller Bacon, Rührei, Bratkartoffeln mit Schale, sehr knusprig und fett. Drei große Ventilatoren und das TV-Angebot waren verschwindend klein im Verhältnis zu einer Pizzeria neulich, in der 15 Fernseher eine gute Sicht von jedem Platz garantierten. Das Marmeladenbrötchen gibt es zum Mittagessen. Danach der schnelle Toilettengang wie bei einer Baby-born-Puppe. Ich weiß nicht, warum viele Canadier so dick werden, ich nicht. Nun bin ich gespannt was mich heute erwartet.
Nach einem kleinen Museumsbesuch folgte ein sonniger Strandtag. Ich habe noch nie erlebt wie sich Möwen neben meinem Handtuch in den Sand kuscheln, wie ein Weißkopfadler Krähennester ausrauben will und von ihnen gejagt wird, wie viele Wildhäschen einem zwischen die Beine springen und Eichhörnchen kaum scheu sind. Da ich das ständig Trinken von Leitungswasser fade finde, verbessere ich es jetzt mit Zitronenkonentrat - kostet eigentlich nichts, wiegt nichts, Auspressen war mir unterwegs zu umständlich. Als ich im Schatten eines der vielen dicken, angeschwemmten Baumstämme lag, hörte ich plötzlich wieder eine deutsche Stimme. Es war die Mutter von gestern, mit der ich nicht lange sprechen konnte, weil sie die Kinder aus dem Wasser bergen musste. Es war eine völlig andere Stelle, wir waren beide froh erstaunt; ich nahm ihr ein bisschen die Zweijährige ab, und sie beantwortete meine vielen Fragen. Man ist hier sozial viel weniger abgesichert als in D., die Sommerferien gehen 9 Wochen, die höhere Erdbebenwahrscheinlichkeit beunruhigt in den abgesichert gebauten Häusern weniger als die Vulkane in der Nähe. Der Wohnungsmarkt wird immer enger, neben dem Inderproblem kaufen reiche Chinesen überteuert Immobilien, es gibt keinen Mieterschutz, immer mehr landen auf der Straße. Für Wahlcanadier wird das alles durch die politische Freiheit und die endlose Natur aufgewogen. Das Feuerwerk war weniger in der Höhe und nicht sehr laut, mehr Lichterspiele über dem Wasser- reizvoll, weil ich weit draußen auf einer Seebrücke stand.