USA - kein Problem !
Schade, gerade hat es mir meinen langen Bericht wieder rausgehauen, also nochmals. Der Tag in Seattle war sehr schön, aber ganz anders. Das Einchecken am Zug dauert so lange wie am Flughafen. Die Zollbeamten staunen immer, wenn ich angebe, dass ich alleine reise und bis ende Okt. bleibe. Die Amerikaner sind entgegen aller Vorwarnungen genauso nett wie die Canader, nur an der Grenze fühlt man sich kurz wie in der Ex-DDR. Die USA muss sich besonders schützen. In diesen großen Ländern rast man nicht durch wie in D, sondern die Diesellok fuhr mit 60 bis 100 km meistens direkt am Pazifik entlang. Die Lok hupt endlos: an Schranken, Bahnhöfen, Siedlungen, auch nachts. Das hätte ich mir auch mit meinem Heimbus gewünscht. :-) Dann folgte mein eingeübtes Ritual: Geld in der richtige Währung besorgen, Stadtplan, Kaffee, WC. Letzteres heißt übrigens in England loo, in Canada washroom, in USA bathroom. Die Stadt ist ganz romantisch: Prunkbahnhof wie ein Barockschloss
endlose Ahornalleen, Blumenkörbe sogar an den Ampeln, viele nette Kleinigkeiten wie z. B. ein Fischmarkt mit riesigen Meerestieren,z.T. schon gekocht.

Ich traf auch Deutsche, 2 wieder aus Stuttgart und 2 Römer. Mit uns machte ein Führer viel Spaß in der Unterwelt. Seattle wurde im Goldrausch schnell aufgebaut und brannte 1881 total ab. Auf die alten Fundamente wurden Straßen und der neue Stadtkern gebaut. So entstand darunter Geschichte zum Anfassen. Ich erkundigte mich auch nach den Indianern. Von Canada weiß ich, dass die Regierung jeder Familie in den Reservaten ein Haus, freie Schulbildung, km-Geld für Arztfahrten u. Ä., und freies Jagen und Angeln zur Verfügung stellt. Die meisten können es nicht nützen, haben ihre Identität verloren, hängen nur rum, oft abhängig und nützen jetzt den Staat aus. Wohl eine logische Folge. Man ist hier froh, dass sie nicht jagen, sonst wären manche Tiere ausgestorben.
Ich bin froh für dieses Haus hier, von da ist alles so gut zu erreichen. Ich gehe los, schlaft Ihr gut.

DONNERSTAG: Langsam fühle ich mich nicht mehr so als Tourist. Ich gehe ohne Stadtplan, steuere die besten Plätze direkt an, konnte schon jemand den Weg zeigen, drücke die Umgangsförmlichkeiten im gleichen Tonfall aus und muss nicht mehr so viel fragen. Das Essen ist ziemlich fremd, die meisten essen aus der Hand,alles schmeckt ähnlich asiatisch. Am ähnlichsten zu D schmeckt der Blätterteig, leidert ähnelt die Schlagsahne darin unserem Mohrenkopfinhalt. Dunkles Brot ist nicht zu finden, die Frühstücksbrötchen sind wie schwäbische Dampfnudeln. Den besten Salat bekommt man am Buffet im Supermarkt, am nahen Strand wird es ein Genuss. Heute traf ich einen Heidelberger, er ist seit 2 Jahren hier und will nicht mehr zurück. Für morgen habe ich eine lange Tour auf die Insel nach Victoria gebucht. Dazu wird man sogar vor der Tür abgeholt. Meine erste organisierte Reise zum Genießen. Am Samstag mache ich eine Stadtführung zu Fuß mit, mal sehen, ob die mir noch was Neues zeigen können. Sonntag treffe ich mich wieder mit den beiden Frauen und darf mir Ziele wünschen. Jetzt scheint die Sonne, ich gehe mit dem Vokabelheft an den Strand während Ihr schon tief schlaft.

Nun habe ich meinen Lieblingsplatz in dieser Stadt fest, komisch es war schon am ersten Tag meine erste Stelle am Strand:weitläufiger engl. Rasen, Sandstrand mit angeschwemmten Baumstämmen, kleine sich kräuselnde Wellen, hinter mir ein Stadtteil, überm Wasser der andere, dazwischen starten die Wasserflugzeuge zur Insel, Schiffe, Boote, Bademöglichkeit, Stille....Ich entdeckte ein Schild: als um 1880 vor der Stadtgründung die Häuschen der Indianer hier standen, nannten sie diesen Ort Lucklucky :-) . Das Besondere der Stadt ist, dass man in jeder Richtung in max. einer 1/2 Stunde Fußweg am Wasser ist. Und diese 1/2 Std. ist wunderschön, zuerst im Schutz der Hochhäuser und ihrem vielseitigen Leben, dann über englischen Parkrasen, am Straßenrand richtige Hecken von blühendem gelbem Ginster oder knallrotem Rhododendron. Ampeln sind sehr übersichtlich, auch wenn man sich über die 4-spurigen Straßen sputen muß. Autofahrer lächeln und haben auch mal eine Kaffeetasse in der Hand.