Freitag, 22. Juli 2016
Diesen Ausflug wünsche ich mir seit 3 Jahren
23. Juli
Zwei Stunden hinter der amerikanischen Grenze liegt dieser ständig verschneite Gletschervulkan, den ich aus der Entfernung schon oft bewunderte, in einem Bergmassiv und Nationalpark: Mount Baker, 3300 m



Schon die Anfahrt war ein Erlebnis, endlose alte, sprechende Wälder, fast kein Auto oder Mensch, ein Wildwasserfluss, enge Passstraße mit Haarnadelkurven, Adler in der Luft, sinkende Temperatur. Am Parkplatz in fast 2000 m Höhe wurden dann nur die schneefreien Wege empfohlen. Diese sind naturnah, sehr abwechslungsreich gestaltet, Treppen aus Felsgestein, Flussläufe mit kleinen Wasserfällen, Seen, Brücken, zwischen üppigem Baum- und Blumenbestand noch Schneereste, Stille und Frieden.



Dann ging es den Pass weiter hoch, zum Blick auf den Giganten. Der versteckte sich heute leider in den Wolken. Die Abfahrt war eine kleine Herausforderung, da der in 35 Jahren in Kamerun erworbene Fahrstil meiner Kollegin den völlig unabgesicherten Kurvenabhängen nicht den nötigen Respekt zollte. Die bewahrte Ankunft ließen wir noch dankbar ausklingen.
Heute kam ich einen entscheidenden Schritt weiter. Wir suchten lange die passenden Nationalparks aus. Puh, ist Amerika groß, Canada kommt einem kleiner vor, weil so vieles nicht bewohnt ist. Ich forschte schon lange nach einer Zeitkarte für den Greyhound und erhielt nur entmutigende Antworten. Dann fand ich es selbst - einen Entdeckerpass. Den gibt es auch für 2 Monate, genau meine Zeit in USA. Das gibt mir viel Sicherheit, ich könnte ja selten das günstigere Vorausbuchen nutzen und die Karten auch nicht ausdrucken. Nun kann ich ohne Ende kreuz und quer fahren, falls ich mal kein Bett finde, nehme ich einfach den Bus. Ja, ich fühle mich hier gerade sicherer als in D., mir geht es sehr gut.
Vorhin ließ ich meine amerikanische Aufenthaltsgenehmi- gung verlägern, weil ich ja mitten im Land an keine Grenze komme und dann zu früh wieder nach Canada müsste. Das war vielleicht wieder eine lange Prozedur, wie oft die wohl noch meine Fingerabdrücke und Bild wollen? Wenn D. nur halb so viel Kontrollen hätte, wäre es schon ein Rundumschutz.
Gerade rief ich zum ersten Mal von hier aus den 102 - jährigen Opa Franz an. Er war schnell am Hörer und rief spontan:"Wo brennts!" Schön war, dass er viel fitter wirkte als bei meiner Abreise und auf mich wartet. Jetzt weiß ich auch, warum an diesemWochenende alle Betten in V. belegt sind, am Montag ist BC-Feiertag, jede Provinz feiert auf ihre Weise. Außerdem laufen die Veranstaltungen des Pridedays ab, unser Christopher Street Day. Auch ein Feuerwerk wird geboten, meine Reisezeit fängt also schon sehr dynamisch an.

30.Juli
In wenigen Stunden ist meine Abreise hier, der Abschied ist genau wie vor 3 Jahren total persönlich. In Canada schreibt man sich ganz wertvolle Karten im Blick auf die gemeinsame Zeit und gibt Herzenswünsche mit auf den Weg. Ein Arbeiter aus Äquador sagte heute in den Gewächshäusern: "You have changed this place...mit deinem Enthusiasmus." Den brauche ich jetzt in den Staaten, doch nach allem, was ich hier lebte und erlebte, bewegt mich diese Aussage sehr. Diese 10 Wochen waren genau richtig, um voll in das canadische Leben einzutauchen, ohne unentbehrlich zu werden. Reich beschenkt darf ich weitergehen.