Die Menschen hier sind einfach sonderbar. Bei der Busfahrt vorhin schrieb ich den blog und sprach nur die letzten Minuten mit der Frau neben mir. Plötzlich drückte sie mir 40$ (25€) in die Hand und sagte, Volunteere sind wertvoll, man muss sie unterstützen. Als ich zuerst ablehnte, war sie fast beleidigt. Die Jugendherberge ist wieder sehr gemütlich und bietet das bisher beste Frühstück. Als ich heute bei warmem Sonnenschein Washington nach NY als nettes Städtchen ohne Wolkenkratzer erwanderte, habe ich gleich um einen eTag verlängert. Die Bauweise wirkt ein bisschen römisch, aber mit ganz viel Grün, eine Augenweide innen und außen.
Ich war sehr lange im Capitol und in der herrlichen Library of Congress, dem riesigen Bahnhof und in Parks. Am Capitol mussten wir alle Lebensmittel vor der Kontrollstation essen oder wegwerfen. Zum Glück wurde ich in der langen Zeit in Canada nicht gefilzt, hier fast an jeder Ecke. Auf dem Turm der antiken alten Poststation erklärte mir eine Lehrerin aus Heidelberg, dass aufgrund der amerikanischen Verschuldung und den Verhandlungen alle öffentlichen Gebäude, Nationalparks, Freiheitsstatue usw. in ganz Amerika seit 1. 10. geschlossen waren und genau bei meiner Ankunft in NY wieder öffneten. Da hätte ich beinahe ganz viel nicht gesehen, wieder eine gute Fügung. :-)
Und es wurde doch ein Tag mit Obama heute. Er kommt wohl ziemlich oft und auch gerade heute als ich länger ums weiße Haus schlich, weil mir jemand sagte, dienstags sei auch Besuchertag.
Das stimmte natürlich nicht, doch als ich hartnäckig alle Absperrungen umrundete, wurde es plötzlich sehr hektisch. Wir Fußgänger wurden von Polizisten zu Fuß, auf Rädern oder Pferden zurückgedrängt, quergestellte Polizeiautos blockierten die Straßen, Sirnengeheul und ein Hubschrauber in der Luft. Dann bogen sie um die Ecke: viele Polizeimotorräder, -autos, der Krankenwagen und die schwarzen Limousinen. 10 Minuten später das gleiche ohne Ambulanz, die nochmals eine Absicherung für den Präsidenten darstellt.
Man spürt hier im Gegensatz zu Canada oft Angst, Kontrolle und starre Autorität. Das Museum für amerikanische Geschichte macht vieles klar. Wann hatte dieses Volk keinen Krieg, keine Feinde oder Bedrohnungen. Jetzt kämpfen sie immer noch mit den Wunden von 2001 und mit ihrer immensen Verschuldung.
Vielleicht brauchen sie die emotionale Schlagseite, die Idole, Orden und Denkmäler. Ich habe am Mittag viele besucht, es ist schon bewegend, z. B. II Weltkrieg.
Am Rand des sehr schönen Parkes mit diesen Monumenten, vielen Museen und Regierungsgebäuden liegt ein einladender See. Die Krönung war zuletzt mein Besuch im Stadtteil Georgetown mit seiner verspielten europäischen Ausstrahlung, kleinen Läden und dem ältesten Haus Washingtons.
Morgen muss ich erst mal meinen Koffer irgendwo unterstellen, weil man im größten Weltbahnhof die Schließfächer abgeschafft hat, dann arbeite ich noch meine Wunschliste ab, bevor ich abends nach Philadelphia weiterfahre.
hildewilske am 21. Oktober 13
|
Permalink
|
|