Sonntag, 29. September 2013
Auch hier möchte ich nicht zum letzten Mal gewesen sein
Heute hatte es über 25 Grad, man sagt, es wären die schönsten Tage in diesem Jahr. Das cable-car Museum war sehr interessant, und vor der Tür fand ich 20 $, ca 13 €. Im Internet stand, dass die Gefängnisinsel Alcatraz für Tage ausgebucht ist. Das wäre das erste Mal, dass etwas nicht klappt. Also ließ ich meine 2. Stadttour ausfallen, sputete zur Fähre - dieselbe schlechte Nachricht auf einer Tafel. Ich glaube ja nicht mehr alles, seit der offiziellen Aussage, nach Alaska käme man nur per Schiff oder Flieger. Also ging ich zielstrebig am Samstagmittag durch zahllose Touristen zur Kasse und fragte kleinkaut nach einer Karte fürs Wochenende. Klar, wenn es mir morgen um 10 passen würde, wieviele ich denn bräuchte. Nun konnte ich gleich anderen, die traurig das Schild lasen, Mut machen.
Dann ging's mit Übewinderkraft den langen Berg hoch zur nächste Attraktion, einer steilen Blumenstraße mit 7 engen Haarnadelkurven für Autos und Fahrräder. Das geht nur mit vielen Lotsen.



Nun fuhr ich per Bus ans anderen Ende zum Ozean am Golden-Gate-Park.Wahnsinn, die Stadt und Brücke im Rücken, Dünen, langer Sandstrand und ein weites, blaues, Wellenmeer wie ich es nur von Dänemark kenne. Bis zu den Knien lief ich lange in der Brandung, manche waren auch im kalten Wasser.



Abends fuhr ich noch mit der U-bahn in einen empfohlenen Vorort, die Röhre verläuft einige Minuten unter dem Meeresboden. Leider wird es schon um 7 Uhr dunkel und mir fiel ein, dass ich noch was essen muss. Ich habe den Eindruck, alle Amerikaner gehen nachts auf die Straße, anders als in Vancouver. Die Mieten sind hier am teuersten in Amerika nach NY. Meinen letzten ganzen Tag hier habe ich voll genützt.

Am nächsten Morgen bei schönstem Sonnenschein ging's mit der Fähre zur Gefängnisinsel Alcatraz, Anziehungspunkt Nr. 1 mit über 1 Mill. Besuchern jährlich. In Kriegszeiten war es ein Beobachtuns- und Verteidigungsstützpunkt der Bucht, dann bis in die 60er das sicherste Gefängnis der USA. Nach Schließung aufgrund zu hoher Erhaltungskosten wurde es den Indianern für nur 19 Monate überlassen und dann zum heutigen naturgeschützten Gebiet und Museum. Nach weiterem Genießen mir lieb gewordener Plätze bin ich nun wieder im Bus. Eine Frau schwärmte: "...bald wieder meinen eigenen Hausschlüssel, mein eigenes Bad, mein eigenes Bett..." , ich weiß schon gar nicht mehr wie das ist. In Vancouver regnet es seit meiner Abreise, man heizt schon, und ich hatte Hochsommer. :-) Ich werde nun auch NY alleine machen, nach meinen Bedürfnissen. Dazu muss ich noch Tipps sammeln.



Um 7 heute Morgen hatte unser nagelneuer Bus einen Motorschaden. Der Fahrer versuchte erfolglos mit Tel.-Anleitung zu reparieren. Keiner der Leute meckert, man macht Spaß miteinander. Ein Ersatzbus kommt aus 350 km Entfernung, so werde ich nach Schließung meiner Juhe in V. ankommen. Mal sehen, ob ich wieder illegal rein komme. Ein Problem ist hier noch lange kein Problem, hoffentlich behalte ich diese Lebenseinstellung. Nach 3 Std. wurden die ersten unruhig, nach 5 Std. kam der Ersatzbus. Ich werde um 2 nachts in V. ankommen, das kenne ich ja schon. Wir werden uns die Nacht am Hauptbhf. um die Ohren hauen, bis um 6 morgens der erste Mensch aus der Juhe kommt. Der Bhf. war natürlich geschlossen, zum Glück gibt's um die Ecke einen durchgehend geöffneten Tim Horton. Erstaunlich, wieviele Leute dort mitten in der Nacht sind. Nun brauche ich aber wirklich bald mein Bett und den mich dort erwartenden Koffer.
Es hat lange gedauert, doch dann bekam ich ein Einzelzimmer ohne Aufpreis, weil ich so oft hier war. An einer Hauptstraße, mitten in der Stadt sah ich meine ersten Waschbären auf einer kleinen Grünfläche. Die 3 flüsterten länger miteinander und entschieden sich dann, langsam umzudrehen. Morgen fahre ich nochmals zu meiner Mary und habe die große Gästesuit wieder, aber ohne Internet. Dann kommen meine letzten 4 Tage an der Arbeitsstelle, gut dass das alles so eng beieinander liegt.
Gut erholt kam ich heute wieder hier an und wurde liebevoll erwartet. Die wenigen Tage möchte ich nochmals so richtig nützen und melde mich dann wieder aus Vancouver, bevor ich in den Zug gen Toronto steige. Am Montag machen sie hier eine große Abschiedsfeier für mich, mit dem Tenor, dass ich wieder kommen soll. Nun wiederholt sich Wilhelmsdorf im Kleinen, was ich mir nie vorstellen konnte.
Gerade komme ich von der Abschiedsfeier, es hätte nicht herzlicher und wertvoller sein können. Wir haben wirklich zusammen einen Wettlauf mit dem Wunsch anderen Gutes zu tun gemacht, und jeder hat gewonnen. Das verbindet ungemein und macht dankbar.