Wieder in sicheren Gefilden
Es war sehr angenehm nach über 7000 km Busfahrten in meiner Basisherberge in V. anzukommen. Die Vertrautheit war schon ein Stück Erholung. Dies war sicher meine weiteste Tour, doch die gut aklimatisierten Automatikbusse fahren ganz ruhig mit regelmäßigen Pausen. Als Linienbusse sind sie meist wenig belegt, Kurven sind sehr selten, jeder Gast hat seine kleine Mülltüte, Koffer werden zuverlässig umgeladen. Die Fahrer halten nicht nur über 12 Std. durch, sondern befördern auch die Post und waren um unser Wohl bemüht. Mitten in der Nacht schaute ich 2 Stunden auf die Straße, nach dem Scheinerferkegel nur schwarz, es begegneten uns 3 Elche und 2 Autos. Man beachte das Verhältnis, der ganze Alaska-Hwy. war Einsamkeit, wahrscheinlich würden wir am Steuer einschlafen. Die Wildtiere muss ich noch woanders suchen. Nett war, dass in Whitehorse völlig zufällig auch der Opa mit dem Jungen wieder zu stiegen. Diesmal begann der Opa nachts um 3 leise zu singen, der Junge lebt in Kenya und fliegt alleine zurück. Die große Welt kann so klein sein. Hier sieht man öfter Wohnmobile, die ihren PKW angehängt haben oder kleine Holzhäuser auf einer Art Palette, das ganze Haus geht dann beim Umzug mit. Flexibilität ist den Leuten in der unendlichen Natur sehr wichtig. Dennoch haben schon viele Einheimische zu mir gesagt, meine Ziele hätten sie noch nicht gesehen. So, jetzt mache ich mich stadtfein, buche die Fahrt nach San Franzisco für Ende September und schwimme noch ein bisschen im Pazifik. Morgen werde ich im Vorort abgeholt und werde im letzten Monat in meiner Lebensabschnittsheimat noch ein paar Zeichen meiner Arbeit setzen und die Beziehungen nochmals genießen. Ich werde seltener schreiben, Ihr kennt ja fast alles dort schon.
DONNERSTAG: Da bin ich schon wieder. Der Empfang hier hat selbst meine Vorstellungen übertroffen. Auch die Neuen waren auf mich vorbereitet. Wir haben uns so richtig miteinander gefreut, uns gegenseitig erfreut, sogar der Direktor war anwesend. Dass man in der Fremde so nach Hause kommen kann und richtig vermisst wurde, ist schon ein Wunder für sich und für mich ein Vorgeschmack auf D. Es ist einfach gut, nach der Touristenzeit wieder unter Bekannten zu sein, im mir so vertrauten Garten zu werkeln, einer Waschmaschine zu begegnen und nach meinen Wünschen gefragt zu werden. Ich ging nicht mehr in den Wohnwagen, da muss ich zur Toilette immer ins Haus laufen, und die Nächte werden im September sicher ziemlich kalt so unisoliert. Nun bin ich in einem größeren Zimmer mit der Mitarbeiterin von den Gewächshäusern zusammen. Auch etwas Sinnvolles zu tun, macht wieder Spaß, genauso das regelmäßige Essen. Heute gab es Fisch und Maiskolben aus unserem Garten. Ich spüre, dass ich es genau richtig mache mit dem Wechsel zwischen Reisen und Zugehörigkeit.
19. August: Ich lebe hier wieder so im Alltag, dass die Tage wie im Flug vergehen. Es ist alles wie Ihr es schon kennt, und ich bin froh und zufrieden. Brauchen und gebraucht werden ergänzen sich wie ich es aus Kinderheimszeiten kenne. Heute habe ich eine neue Küchenmitarbeiterin eingeführt, das war eine schöne Bestätigung für mich, nicht mehr die Fragende und Suchende zu sein. Ihr könnt schon ein bisschen an meine Rückkehr denken, die meiste Zeit war ich schon weg. Die drückende Hitze ist hier vorbei, ich musste mich nach den hellen Nächten in Alaska ganz schön an die frühe Dunkelheit gewöhnen. Der Vollmond heute ist eine kleine Entschädigung und verbindet mich mit Euch auf der anderen Seite der Erdkugel. Leider schlaft Ihr meistens, wenn ich mitten am Tag an Euch denke.
hildewilske am 15. August 13
|
Permalink
|
|