Auf der Fahrt zu den heißen Quellen waren wir nur vier Teilnehmer, es war wieder sehr individuell. Erschreckend waren die vielen verkohlten Wälder. Durch die große Trockenheit in diesem Land brennt es wohl sehr oft und alles bleibt so stehen. Wir sahen mehrere Elche in kleinen Teichen stehen und machten einen Abstecher zu der Alaska-Pipeline. Sie wurde mitte der 70er gebaut, ist über 1300 km lang, von den Pumpstationen im Nordmeer bis zum Frachterhafen im Süden Alaskas. Oft verläuft sie unterirdisch, aber auch lange so wie hier.
Am Ziel besichtigten wir zuerst das berühmteste Eismuseum mit Werkstatt, Hochzeitskapelle und Eishotel (400 € pro Nacht für ein kuscheliges Eisbett). Für den längeren Aufenthalt bei Minusgraden bekamen wir einen warmen Parker, unsere nackten Füße konnten kneipen, endlich mal ein Alaskagefühl.
Die heißen Quellen sind so warm, dass es in der Mitte des Pools geradezu weh tat. Schwimmen war gestern mein falsches Wort, es war im Wasser liegen, Massagedüsen, beschirmt von Sonnenblumen und Brunnenkresse als Salat vom Beckenrand. Wenig Besucher und kein Außenpool für unter 18- Jährige garantierten eine absolute Ruhe. Immer wieder erzählen mir Amerikaner von ihrem Militärdienst in D. in den 50er / 60er Jahren.
Dafür, dass ich heute Morgen nicht wusste, was ich am letzten Tag hier mache, wurde es ein Supertag. Die geplante Zugreise wurde für mich zu umständlich ohne Auto. Nach zwei kleinen Museen war ich lange im Touristenzentrum. Von mehreren Leuten bekam ich viele Infos. Der Goldrausch spielte auch hier eine große Rolle.
1967 war die Gegend total vom Fluss überschwemmt, der Bau der Pipeline vergrößerte den Ort sehr, und im August regnet es fast immer - dieses Jahr ist meine Ausnahme. Die Hundeschlittenrennen finden jährlich als großes Preisspektakel von hier nach Dawson-City statt, wo ich morgen übernachten werde. Das sind für die Hunde querfeldein 1000 Meilen, 1600 km. Beim Schwitzen heute wissen die Einwohner, dass es bereits in 8 Wochen schneit. Eine Frau findet das nicht schlimm, man muss nur vorbereitet sein, sie geht dann nie ohne Stirnlampe aus dem Haus. Leider sind hier und in Canada sehr viele Leute bunt tätowiert, vom Handgelenk bis unter die Achseln, überall, ganze Lebensläufe. Im Touristenzentrum sah ich Dokumentationen und ein Supervideo von einem der 30 Jahre in der freien Natur lebte. Es sind ganz tolle Aufnahmen von dem, was ich nicht sehen konnte, habe das Letzte für uns Zuhause kaufen können. Spontan ging ich in ein Restaurant, der fangfrische Lachs schmeckte wirklich nach Alaska. An der Bushaltestelle wurde ein Mädchen bewusstlos (ich schätze 14 J). Eine Frau stoppte mich, wir könnten nicht helfen. Sie rief eine Stelle an, die solche Leute 12 Std. in eine Ausnüchterungszelle bringt. Die Zimmer der Jugendherbergen sind übrigens seit Whitehorse gemischt. War gewöhnungsbedürftig, aber nachts sind ja alle Katzen grau. Hier bin ich mit 2 Männern, die sich nicht besonders verstehen, aber beide mich verwöhnen: mit Tee, Tipps, Freikarten und sehr guter Ordnung. Gerade kam noch ein Ehepaar aus England ins Zimmer, die lachen sehr gerne. Heute Abend ist hier im Aufenthaltsraum ein kleines Konzert. Ein Nachbarskind spielt Harfe.
Das war wieder ein tolles Erlebnis. Nach dem Kind saßen die urige Besitzerin und ich mit 4 Meisterfotographen (aus Heidelberg, Pfortsheim, Dresden und Cina) im Wohnzimmer unter dem Ventilator bei Eistee mit Erdbeeren. Die Männer waren bei einem Kongress an der Uni und zeigten uns ihre Superfotos. Nun muss ich mal wieder packen, morgen beginnt die lange Rückreise.
hildewilske am 08. August 13
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