Montag, 5. August 2013
Die Überraschungen sind ohne Ende
Ich glaube, das war ein besonders gut gefügter Tag für mich im Denalipark am Ende der Welt. Ich fühle mich nun schon fast 3 Monate wie ein Puzzle, in dem jedes Teil sofort passt. Als ich heute los fuhr, erzählte mir die Besitzerin hier, dass in Dawson City (da muss ich bei der Rückreise übernachten - Touristengoldminen) ein Deutscher eine Jugendherberge hat. :-) Merkt Euch den Satz, ich mache da am Tagesende weiter. Am größten Nationalpark war alles total weitläufig, nur Wald und wenig Touris. Ich fuhr erst mal mit dem Shuttlebus die Außenstellen ab und merkte, dass es total schwierig ist, ohne Auto, alleine zu Fuß und ohne Zelt oder Bett etwas zu sehen. Vorher zu buchen ist noch schwieriger, weil ich ja nicht abschätzen kann wie ich abends dorthin komme. Ich hatte meine Zahnbürste zwar dabei, aber dachte schon daran, in 2 Stunden mit dem Zug zurück zu fahren. Dann ging alles ganz schnell, nachdem ich eine Strategie hatte. An der richtigen Information besorgte mir jemand nach 3 Entmutigungen dieses tolle Übernachtungshäuschen mit 4 Betten, Schreibtisch und Bildern an der Wand, Geborgenheit pur.



Allein und ohne Auto kann man sich in dieser Naturwelt natürlich nicht bewegen. Ein Bus fuhr uns 6 Stunden durch diese Berg- und Waldzauberwelt, das war nur die Hälfte der Strecke. Atemberaubende Passsträßchen, Bergbilderbuch, Wolkenspiele, Wald, Wasser und Tiersuche nahmen uns gefangen.





Leider waren die Karibus, Elche und Bären sehr weit weg. Es gibt dort wohl 1000 Wölfe, die zu scheu zum Zeigen waren. Von den 350 Grizzlys sahen wir 6 so klein wie Streichhölzer, da brachte mein gutes Tele auch nicht mehr.



Die Erklärungen an den Stationen waren ein kleiner Ersatz. Wie zum Hohn zeigte uns ein Wildhüter auf dem Handy wie Grizzlys nachts an der Stelle in sein Fenster schauten. Der Mt. McKinley hatte sich erst versteckt, an der besseren Stelle versperrte Rauch von einem entfernteren Waldbrand die Sicht. Dennoch war alles beeindruckend und sicher. Ich werde noch mit dem Zug in ein Bergdorf nördlich von Anchorage fahren, vielleicht klappt es dann.
Kurz vor 10 nachts bei Tageslicht wartete ich auf meinen Bus zur Pension und sprach mit einer Rucksackreisenden. Wir erkannten uns nach 3 Sätzen als Deutsche, sie macht ungefähr meine Tour.
:-) Und jetzt geht es an der Stelle von vorne weiter. Sie war in der deutschen Jugendherberge und schrieb mir mitten im Nirgendwo die Daten auf, die ich brauchte. Es soll dort total urig sein, ohne Strom, eben wie zur Goldgräberzeit vor 120 Jahren.(Puzzleteil) Ich bin ja schon vorsichtig beim Essen und bestellte mir das kleinste Frühstück, was nach Pfannkuchen klang. (Die amerikanische Wurst ist nichts für mich, auch wenn sie canadischer Bacon heißt). Was dann kam, sah so aus:



Vier ca 2 cm dicke Pfannkuchen, nach 1 1/2 wurde mir leicht übel. Ahornsirup und Kaffee ohne Ende waren gut. Ich konnte meinen Busfahrer erreichen, der auf der Rückfahrt von Anchorage mich gerne wieder an Bord nahm. Er konnte seine Schicht auch so einteilen, dass ich am Freitag die 8 Stunden bis zum Buswechsel bei der deutschen Übernachtung wieder mit ihm fahren kann. Es ist einfach schön, die richtigen Menschen finden zu dürfen. So, morgen fahre ich wahrscheinlich zu den heißen Quellen und entspanne mal wieder.
Die Badetour klappt erst einen Tag später, also bin ich heute erst mal gewandert und war mittags im Museum mit vielen Eindrücken dieser Gegend. Dort hatte ich eine nette Begegnung mit einem Paar von der Rundfahrt im Denalipark. Zwei Sitten finde ich in Alaska sehr schön. An allen Ecken und Aufhängemöglichkeiten sind übermäßig viele Blumen gepflanzt, um das bisschen Sommer auszunutzen. Wenn man aus einem Bus steigt, bedankt man sich beim Fahrer, und der wünscht einen guten Tag. Ich habe sehr das Klatschen nach der guten Landung im Mai vermisst und will mich bessern.

MITTWOCH, 7. Aug. - Heute ist ungefähr die Mitte meiner Zeit erreicht, in der mir die ganze Welt zu gehören scheint. Zwei Träume musste ich leider begraben: Die Grizzlys und Wölfe sitzen hier nicht am Straßenrand wie die Affen im Affenberg in Salem. Auch der Erinnerungsstein vom höchsten Berg ist unerreichbar, wäre nur durch einem Panoramagletscherflug möglich. Dafür bin ich ganz schön unabhängig geworden, besitze jetzt ein Verzeichnis der Jugendherbergen in ganz Canada und von allen Stellen der USA, die ich noch brauche. Alles läßt sich einfach mit Skype buchen. Die Besitzerin hier war sehr erfreut, als ich mit meinem Stempelheft ankam. 20 Jahre hat keiner mehr nach diesem Andenken gefragt, sie suchte ihren Stempel für mich 2 Tage lang. So jetzt geht's endlich zum Schwimmen.